Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 04. Jul 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.7. - 11.7. 2019)

Die Montforter Zwischentöne zeigen dieses Wochenende in Zusammenarbeit mit dem Poolbar Festival Ridley Scotts Science-Fiction-Film "Der Marsianer", über den der Feldkircher ESA-Marsexperte Michel Breitfellner im Anschluss an die Vorführung sprechen wird. Bei den "Lichtspielen am Dach" des Spielboden Open-Air steht neben der Kletter-Doku "Free Solo" die hinreißend schräge isländische Komödie "Gegen den Strom - Woman at War" auf dem Programm.

Der Marsianer: Bei einer Mars-Expedition wird ein für tot gehaltener Astronaut auf dem roten Planeten zurückgelassen. In lebensfeindlicher Umwelt muss er um sein Überleben kämpfen, kann aber auch Kontakt zur Erde herstellen, von wo eine Rettungsaktion gestartet wird.
Im Kern ist „Der Marsianer“ in der rein funktionalen Verwendung des Schauplatzes und der Raumfahrt weniger ein Science-Fiction-Film als vielmehr ein universeller Film über die Fähigkeit des Menschen eine aussichtslose Lage einerseits mit Optimismus und Humor, andererseits mit seinem Wissen, seinem Denkvermögen und teilweise auch ungewöhnlichen Lösungsansätzen, zu denen auch der Einsatz der eigenen Exkremente zählt, bewältigen zu können. Dass sich damit die Probleme des Protagonisten auf dem lebensfeindlichen Planeten so rasch und reibungslos lösen, ist freilich trotz angeblich durch aktuelle Theorien gestützter technischer Details wenig realistisch. Vergnügen bereitet dieser Film dennoch.
Denn das ist zunächst einmal – aber wohl nur in einem entsprechend gut ausgestatteten Kinosaal - ein visuell grandioser 3-D-Film (Kamera: Dariusz Wolski). Großartig, aber nie selbstzweckhaft, sondern ganz der Geschichte untergeordnet sind nicht nur die Mars-Bilder, die im jordanischen Wadi Rum gedreht wurden, sondern auch die Bilder der Schwerelosigkeit an Bord der Raumstation und die Weltraumaufnahmen.
Großartig ist auch Arthur Max´ Production Design vom Raumschiff bis zur Nasa-Zentrale, das aber ebenfalls nie breit ausgestellt wird. Spaß macht es so einfach zuzusehen, wie locker der mit sichtlichem Vergnügen agierende Matt Damon mit seiner Situation umgeht. Kein schweres Drama über beklemmende Einsamkeit auf einem fernen Planeten und einen quälenden Überlebenskampf ist das, sondern ein erstaunlich leichtes, mit einer gehörigen Portion trockenen Witzes garniertes Weltraumdrama im Stil von «Robinson Crusoe». Verzichtet wird dabei nicht nur weitgehend auf das bei solchen Filmen sonst übliche Technik-Gequatsche, sondern auch auf einen philosophischen Unterbau.
Poolbar Festival – Schwurgerichtsaal des Vorarlberger Landesgerichts: Sa 6.7., 18 Uhr (ob hier wirklich eine dem Film adäquate Projektion geboten wird, wird jeder selbst entscheiden müssen)


Gegen den Strom – Woman at War
: Im Alleingang kämpft die etwa 50-jährige Halla als Umweltaktivistin mit spektakulären Aktionen gegen den Verkauf eines isländischen Aluminiumwerks an einen chinesischen Konzern.
Benedikt Erlingsson, der schon mit seinem ultraschrägen Debüt „Von Pferden und Menschen“ auf sich aufmerksam machte, steht entschieden hinter seiner Protagonistin und zieht so auch den Zuschauer auf ihre Seite. Mit diesem Kampf gegen die Behörden und den spektakulären Sabotageakten bekommt diese ziemlich verrückte Komödie eine durchaus anarchistische Note, macht Lust auf Widerstand und feiert den Kampf des Underdogs gegen den zahlen- und materialmäßig klar überlegenen Gegner.
Wesentlich leichter konsumierbar als "Von Pferden und Menschen" ist "Gegen den Strom - Woman at War" zwar, verfügt aber doch noch über genügend Eigenheiten, um weit über gängige Produktionen hinauszuragen und mit originellen Einfällen zu verblüffen und zu begeistern.
Letztlich führt es zwar nicht weiter, wenn immer wieder ein lateinamerikanischer Tourist mit seinem Mountainbike ins Visier der Polizei gerät und verhaftet wird, aber ein herrlicher Running Gag ist das allemal. Weit von Realismus entfernt ist dieser Film zwar schon vom fulminanten Auftakt an, der den Ton vorgibt, doch dem Spaß an diesem souverän zwischen Witz und Spannung changierenden Mix aus vielen Genres tut das keinen Abbruch.
Das liegt auch daran, dass man hier in jeder Szene die Lust und das Herzblut spürt, mit der dieses Projekt realisiert wurde, und gleichzeitig dürften die prächtigen Bildern, mit denen Kameramann Bergsteinn Björgúlfsson die weite isländischen Landschaft einfängt, bei Naturliebhabern unweigerlich die Reiselust wecken.
Spielboden Open-Air „Lichtspiele am Dach“ (Rooftop des Parkhauses im Rhomberg-Areal): Sa 6.7., 21 Uhr

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