Aktuell in den Filmclubs (5.7. - 11.7. 2010)
Bad Lieutenant – Port of Call: New Orleans: Werner Herzogs Film ist kaum als Remake von Abel Ferraras quälendem Psychogramm eines New Cops anzusehen. Vielmehr spielt der Deutsche lustvoll mit Motiven des Originals, gibt der Geschichte aber einen ganz anderen Drive und Ton. Das beginnt schon mit der Verlegung der Handlung vom Big Apple in das vom Hurricane Catrina verwüstete New Orleans, das als Spiegelbild der psychischen Verfassung des von Nicolas Cage mit sichtlicher Lust am Overacting gespielten Lieutenant McDonagh dient. Zunehmend tablettensüchtig wird dieser Cop seit er sich bei einem Einsatz eine schwere Rückenverletzung zuzog. Bei jedem Drogeneinsatz staubt er nebenbei ein paar Säckchen für den privaten Gebrauch ab und sollte doch auch noch den Mord an einer senegalesischen Familie klären. Wie McDonagh ständig neben der Spur steht, mäandert auch der Film ganz bewusst wie ein Drogentrip recht unfokussiert dahin, beginnt wie ein düsterer Krimi und wird dann verspielter und lockerer. Da darf der Zuschauer dann auch mal aus Alligatoren-Perspektive dem Geschehen folgen, wie McDonagh Leguane im Zimmer oder Tote, die aufstehen um Breakdance zu tanzen, sehen. Dass bei so einem durchgeknallt-schrägen Film freilich auch das tragische Ende von Ferraras „Bad Lieutenant“ abgeändert wird, versteht sich von selbst. Offen bleibt aber die Frage, ob Fische Träume haben.
TaKino Schaan: bis Di 7.7. - jeweils 20.30 Uhr
Kick Off: Seit 2003 wird jährlich der Homeless World Cup im Street Soccer ausgetragen. Die Mannschaften setzen sich aus Obdachlosen, Asylwerbern, ehemaligen Drogenabhängigen und Alkoholikern zusammen. Nahmen beim ersten Turnier 18 Mannschaften teil, so waren es 2008 in Melbourne schon über 50.
Hüseyin Tabak begleitet in seinem Dokumentarfilm drei Spieler der österreichischen Mannschaft bei den Vorbereitungen und beim Turnier in der australischen Metropole. Der Regisseur hält sich dabei zurück und überlässt seinen Protagonisten, dem Obdachlosen Hansi sowie den beiden Migranten Serkan und Orhan den Raum, lässt aber auch weitere Spieler sowie den Trainer zu Wort kommen. Auf Kommentar und Zwischenfragen wird verzichtet, allerdings kommt Tabak im Wechsel von einer Person zur anderen den Porträtierten auch nicht näher, verdichtet ihr Schicksal nicht, sondern bleibt an der Oberfläche. Am Rande bleibt auch der Fußball, der erst am Ende beim großen Turnier in Australien in den Mittelpunkt rückt.
Recht abwechslungsreich plätschert „Kick Off“ so dahin, mag aber mehr als soziales Projekt als als Film zu überzeugen. Trotz der traurigen Schicksale verfällt der Film nicht in Tristesse, sondern beschwört den Glauben an eine mögliche bessere Zukunft und die Chance der Überwindung der schwierigen Situation durch Optimismus und Lebensfreude, die man nicht zuletzt durch die Teilnahme an so einem sportlichen Großereignis wieder finden kann.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: bis Di, 7.7.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 7.7., 20 Uhr; Fr, 9.7., 22 Uhr
Die 4. Revolution – Energy Autonomy: Hochkonjunktur feiern Dokumentarfilme, die sich mit dem kritischen Zustand der Welt auseinandersetzen und Alternativen aufzeigen. Nach Filmen über die Nahrungsmittelproduktion („We feed the World“), die Folgen des Klimawandels („An Inconvenient Truth“), den Kapitalismus („Let´s Make Money“, „Capitalism – A Love Story“) sowie die Allgegenwart von Plastik („Plastic Planet“) setzt sich Carl A. Fechner in „Die 4. Revolution“ mit der Energiewirtschaft und Zukunftsperspektiven auseinander. Zusammengehalten wird die globale Szenenfolge durch den SPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises Hermann Scheer und sein Plädoyer für den Einsatz Erneuerbarer Energien. Von der Energieverschwendung in Los Angeles über die Windräder des dänischen Folke Centers, luxuriöse kalifornische Elektroautos und ein deutsches Solarenergieunternehmen bis zu den Möglichkeiten, die der Einsatz der Solarenergie in Mali bietet, und den Mikrokrediten von Muhammad Yunus´ Grameen Bank in Bangladesch spannt sich der Bogen. Als Gegenpol zu diesen positiven Beispielen – und gewissermaßen als Buhmann - lässt Fechner einen Vertreter der Internationalen Energieagentur in Paris auftreten, der die Unersetzbarkeit von fossilen Brennstoffen und Atomenergie betont.
Anregungen bietet Fechner zweifellos viele und man mag dem Film inhaltlich auch durchaus Recht geben, doch wird bei diesem Rundumschlag nichts wirklich ausgelotet. Die Eindimensionalität und Oberflächlichkeit, das Fehlen einer differenzierten und Ambivalenzen entwickelnden Analyse machen „Die 4. Revolution“ zu einem flachen Werbefilm, in dem thesenhaft doziert und Überzeugungsarbeit geleistet wird, die in eine Aufforderung zum globalen Denken, aber lokalen Handeln mündet.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 8.7., 20 Uhr; Sa, 10.7., 22 Uhr