Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 03. Jun 2021 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.6. - 10.6. 2021)

Am Spielboden Dornbirn startet am Samstag mit Previews und am Sonntag mit Katharina Weingartners Dokumentarfilm "Das Fieber" als offiziellem Eröffnungsfilm das 5th Human Vision film festival als Mischung aus physischen Filmvorführungen und Streaming-Angeboten. Beim TaSKino Feldkirch läuft neben anderen Filmen mit "Miss Marx" Susanna Nicchiarellis Biopic über Karl Marx´ jüngste Tochter Eleanor.

5th Human Vision film festival: Unter dem Thema "Umsicht" findet vom 6.6. bis 12.6. am Spielboden Dornbirn das 5th Human Vision film festival statt. Aufgrund der Pandemie wird das Festival als Mischung aus physischen Filmvorführungen und Streaming-Angeboten durchgeführt. Los geht es schon am Samstag den 5.6. mit Previews des Kinderfilms "Kinderzauber" und des Dokumentarfilms "NOW". Offiziell startet Human Vision dann am 6.6. mit der Eröffnung der Ausstellung "Rudeltiere & Einzelgänger", Begrüßungsworten des Festivalteams und dem Eröffnungsfilm "Das Fieber". Die Vorarlbergerin Katharina Weingartner setzt sich darin mit dem Umgang mit Malaria auseinander, einer Krankheit, an der immer noch jährlich rund eine halbe Million Menschen, vor allem Kinder, sterben. Weingartner lässt afrikanische Expert*innen zu Wort kommen, die lokale Heilmethoden propagieren und rechnet auch mit einer Pharmaindustrie ab, die diese alternativen Methoden aus Profitgier ablehnt.
Anschaulich werden die einzelnen Protagonist*innen und ihre Projekte präsentiert, gerne hätte man aber auch Stellungnahmen von Vertreter*innen der kritisierten Konzerne gehört, die aber aufgrund der Fokussierung auf die afrikanische Perspektive bewusst ausgespart werden.
Unterstützt von ihrer Kamerafrau Siri Klug, erzählt Weingartner unauffällig und ruhig, setzt auch Musik erst im Finale ein. Nichts zu kritisieren gibt es hier formal, aber um sich ein objektives Bild von einer besseren Malariabekämpfung machen zu können, wird man nach dem Kinobesuch wohl selbst noch recherchieren und auch andere Quellen studieren müssen.
Der Bogen der Filme, die für jeweils vier Euro gestreamt werden können bzw. für die um 20 Euro ein Festivalpass erworben werden kann, reicht von Monika Treuts "Genderation" bis zu "Coronation", in dem Ai Weiwei den Umgang der Bevölkerung mit Corona in Wuhan dokumentiert.
Abgeschlossen wird das Festival mit der physischen Vorführung von "Morgen gehört uns", in dem Kinder von Lateinamerika über Frankreich bis Indien porträtiert werden, die soziale und umweltbezogene Projekte entwickelt haben, sowie einem "Love & Peace Get2Gether" mit der Band Sapperlotta und Dj Socke.
Spielboden Dornbirn: So 6.6. bis Sa 12.6. – weitere Infos auf www.humanvision.at

 

Miss Marx: Punkmusik zum Vorspann lässt angesichts der im 19. Jahrhundert spielenden Handlung einen ungewöhnlichen und aufregenden filmischen Blick auf die jüngste Tochter von Karl Marx erwarten. Ganz klassisch setzt Susanna Nicchiarellis "Miss Marx" dann aber mit dem Begräbnis des Philosophen und Gesellschaftstheoretikers und einer Leichenrede von Eleanor Marx (Romola Garai) ein.
Die 28-Jährige will das Werk ihres verehrten Vaters fortsetzen, kämpft für Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Einschränkung der Kinderarbeit und Frauenrechte, erkennt aber zunehmend, dass auch sie selbst in ihrem Privatleben ausgenützt wurde und wird.
Getragen von einer starken Romola Garai zeichnet Nicchiarelli ein vielschichtiges Porträt dieser weitgehend doch vergessenen Frau, doch die radikalen Brüche mit Konventionen, die der Auftakt erwarten ließ, bleiben insgesamt spärlich. Sorgfältig ist dieses Biopic inszeniert und ausgestattet, aber insgesamt doch etwas steif. Wenig bringen hier eingeschnittenes schwarzweißes Archivmaterial von Arbeitskämpfen in späteren Zeiten oder eine Szene, in der die Protagonistin die vierte Wand durchbricht und direkt das Kinopublikum anspricht. Wirklich auszubrechen aus dem Korsett des Historienfilms gelingt Nicchiarelli aber erst im Finale, wenn sich auch die Protagonistin selbst aus ihrem inneren Gefängnis befreit und entfesselt zu einer Punk-Version von Bruce Springsteens "Dancing in the Dark" tanzt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 7.6., 19.45 Uhr

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