Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 10. Jun 2021 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.6. - 17.6. 2021)

Im Skino in Schaan läuft diese Woche nochmals die pechschwarze Thrillerkomödie "I Care a Lot", in der Rosamunde Pike und Peter Dinklage brillieren. Bei der LeinwandLounge in der Remise Bludenz steht dagegen mit "Dark Waters – Vergiftete Wahrheit" ein meisterhafter Umweltthriller von Todd Haynes auf dem Programm.

I Care a Lot: Marla Grayson (Rosamund Pike) hat den Pflegebetrieb als großes Geschäft entdeckt. Gut vernetzt mit Ärzten und Gericht lässt sie vermögende ältere Menschen in ein Heim einliefern und "kümmert" sich dann um deren Vermögen. Doch als sie "dieses Glück" einer scheinbar alleinstehenden Frau zukommen lässt, setzt sie bald ein zwar kleinwüchsiger, aber nichtsdestotrotz brutaler Krimineller (Peter Dinklage) unter Druck.
Alles andere als sympathisch sind diese Protagonist*innen, aber der Schwung, mit dem der Brite J. Blakeson seine Geschichte erzählt, und seine Lust an schwarzem Humor und bösem Witz sowie natürlich die groß aufspielenden Rosamund Pike und Peter Dinklage sorgen für beste Unterhaltung. Pike und Dinklage sind das Kraftzentrum dieses Films, ihr Katz- und Mausspiel bringt "I Care a Lot" zum Funkeln. Große Kunst ist es schon, solche unsympathischen Figuren so zu spielen, dass das Publikum ihnen gespannt und mit großem Vergnügen folgt.
Dieser Spaß resultiert aber auch daraus, dass für einmal nicht political correctness angesagt ist, sondern Pike / Dinklage es sichtlich genießen, böse sein zu dürfen und Blakeson ebenso lustvoll bissig auf die US-Gesellschaft blickt und mit dem American Dream und der Ausbeutung der Schwachen abrechnet, ohne dabei je in Sentimentalität oder Moralisieren zu verfallen.
Mit Montagesequenzen, in denen allein mit präziser Bildsprache und ohne Worte viel erzählt wird, wird die Handlung ebenso rasant vorangetrieben wie mit geschliffenen, scharfzüngigen Dialogen. Keinen Leerlauf gibt es hier, sondern ein Rädchen greift bei dieser perfekt getakteten Kinomaschine ins andere und originelle Wendungen öffnen immer wieder neue Handlungswege. Denn scheint Marla zunächst gegen den kleinen, aber scheinbar übermächtigen Gegner keine Chance zu haben, so entwickelt sich bald ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, denn diese Löwin ist eben auch mit allen Wassern gewaschen.
Skino Schaan: So 13.6., 20.15 Uhr

Dakr Waters – Vergiftete Wahrheit: Auf der Basis eines 2016 in der New York Times erschienenen Berichts erzählt Todd Haynes von dem sich über zwei Jahrzehnte hinziehenden Kampf des Anwalts Robert Bilott (Mark Ruffalo) gegen den amerikanischen Chemie-Giganten DuPont. Reagiert der Wirtschaftsanwalt, der im Grunde gerade solche Konzerne vertritt, zunächst abweisend auf die Bitte eines Bauern, für ihn zu klagen, da seine Rinder seiner Meinung nach durch eine angrenzende Mülldeponie erkranken und schließlich verenden, so verbeißt er sich bald zunehmend in den Fall.
Mit Zeitinserts, die sich von den 1990er Jahren bis 2017 ziehen, macht Haynes deutlich, wie mühsam der Kampf gegen diesen Konzern, der sogar von der Regierung geschützt wurde, war. Keine großen Gerichtsszenen stehen dabei im Zentrum, sondern vielmehr das mühsame Aktenstudium Bilotts und sein zermürbender Versuch Licht in die Sache zu bringen. Lange dauert es hier schon, bis er durchschaut, dass sich hinter der Abkürzung PFOA Perfluoroctansäure verbirgt, das bei der Herstellung von Teflon-Pfannen, Teppichen und Outdoor-Kleidung verwendet wird, aber hochgradig krebserregend ist.
Gerade durch seine nüchterne Inszenierung entwickelt dieser Thriller, der ganz in der Tradition von Klassikern wie Alan J. Pakulas Watergate-Film "Die Unbestechlichen" oder Michael Manns "Insider" steht, durchgängig große Spannung. Keine Leerstellen gibt es im Drehbuch, der Fokus liegt ganz auf den Ermittlungen Bilotts, aber auch die Auswirkungen dieser Belastung auf seine Gesundheit und seine Familie sind perfekt in die Erzählung integriert. Mit treibender Musik werden immer wieder Szenen verdichtet, während Kameramann Ed Lachman mit verwaschenen Grau- und Blautönen, kaltem Licht und kahler Landschaft eine beklemmende Atmosphäre evoziert.
Dazu kommt ein bis in die Nebenrollen hinein perfekt gewähltes Ensemble, das von Mark Ruffalo angeführt wird, dessen zurückhaltendes Spiel jede Heroisierung des 2017 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Anwalts verhindert.
Leinwandlounge in der Remise Bludenz: Mi 16.6., 19 Uhr

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