Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 10. Jun 2021 · Musik

Voller Tatendrang über sich selbst hinauswachsen – die Fagottistin Johanna Bilgeri und der Klarinettist Paul Moosbrugger konzertieren mit den Wiener Symphonikern

Vorarlbergs Szene junger Musikerinnen und Musiker ist gut aufgestellt. Dies zeigt sich unter anderem in Auszeichnungen, die zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Bundeswettbewerb „Prima la musica“ entgegennehmen dürfen. Schon seit einigen Jahren lenken die Fagottistin Johanna Bilgeri und der Klarinettist Paul Moosbrugger die Aufmerksamkeit auf sich. Als vorläufiger Höhepunkt treten die beiden als Solistin bzw. Solist mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung des neuen Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada auf. Erstmals wurde der WSY-Talent Wettbewerb für das Jahr 2021 als Nachwuchspreis für herausragende Talente ausgeschrieben. Sowohl Johanna Bilgeri als auch Paul Moosbrugger überzeugten und bereiten sich nun auf ihren Auftritt im Wiener Konzerthaus vor.

Seit ihrem siebten Lebensjahr spielt Johanna Bilgeri Fagott und wurde dabei von ihrem Lehrer Gilbert Hirtz hervorragend betreut. Auch jetzt noch, als Studentin an der Musikuniversität Wien, pflegt sie viel Kontakt zu ihrem Mentor. Die Anfangsjahre an einer Musikschule seien ihrer Meinung nach die wichtigsten, weil dort die ganzen Basics erfahren werden. Bei ihrem ersten Lehrer habe sie weit mehr gelernt als das Fagott zu spielen, erzählt die Fagottistin. „Bei Konzerten, Wettbewerben, Fagottwochen und Rohrbaukursen habe sie nicht nur das Fagott spielen an sich gelernt, sondern auch wie man mit Konzert- oder Wettbewerbssituationen umgehe, wie man sicher auswendig spiele oder wie man mit anderen gemeinsam in einem Ensemble oder Orchester musiziere.
Der aus Dornbirn stammende Klarinettist Paul Moosbrugger lernte bei Martin Schelling und betont, dass gerade in den Anfangsjahren am Instrument ein Lehrer, der motiviere und nicht forciere ganz entscheidend sei. 


Konzertfachstudium in Wien

Johanna Bilgeri hat ihr Studium bei Richard Galler, dem Solofagottisten der Wiener Symphoniker an der Musikuniversität Wien bereits aufgenommen. Es wird wohl eine ganz besondere Erfahrung, wenn sie nun als Solistin von den Wiener Symphonikern und in deren Reihen von ihrem Professor begleitet wird.
Paul Moosbrugger hat gerade maturiert und wird die kommenden Monate beim Militär in der Gardemusik mitwirken. Außerdem plant er ein Konzertfachstudium beim Klarinettisten Christoph Moser, ebenfalls an der Musikuniversität in Wien.

„Prima la musica“ als Sprungbrett

Bei den Landes- und Bundeswettbewerben von „Prima la musica“ stehen Johanna Bilgeri und Paul Moosbrugger seit Jahren immer in den vordersten Reihen. Stets erreichten sie höchste Punktewertungen. Wettbewerbe seien oft hilfreich, um sich mit anderen zu messen, betonen beide unisono. Überdies würden sich darauf oft weitere Auftritte und Konzerte ergeben. Auch das neu ins Leben gerufene Projekt „WSY Talent 2021“ der Wiener Symphoniker rekrutierte die Gewinnerinnen und Gewinner aus den besten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bundeswettbewerbes „Prima la musica“.

Effektvolle Werkauswahl

Welches Konzert Johanna Bilgeri und Paul Moosbrugger mit den Wiener Symphonikern musizieren möchten, war ihnen frei gestellt. So hat sich die Fagottistin für das Konzert in F-Dur von Johann Nepomuk Hummel entschieden, weil sie Musik der klassischen Epoche sehr gerne spiele und die „schnellen virtuosen Passagen, die kecken Sprünge und auch die langgezogenen romantischen Phrasen im zweiten Satz das Fagott von seiner besten Seite repräsentiert“. Nach ähnlichen Gesichtspunkten wählte Paul Moosbrugger das zweite Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber, mit dem er sich von allen Seiten präsentieren könne. „Während im ersten und dritten Satz viel Virtuosität gezeigt wird, beleuchtet der zweite Satz vielmehr feinsinnige und opernhafte Facetten.“

Orchester- und Kammermusik

Orchestererfahrungen konnten Johanna Bilgeri und Paul Moosbrugger schon von früher Jugend an sammeln, unter anderem im Jugendsinfonieorchester Dornbirn, in der Quarta 4 Länder Philharmonie, im Symphonieorchester des Landeskonservatoriums sowie im Symphonieorchester Vorarlberg. Erst kürzlich waren sie mit der neu formierten „Camerata Musica Reno“ in Vorarlberg zu hören. Im Februar 2020 hat die Fagottistin ein Probespiel beim Wiener Jeunesse Orchester absolviert und wurde sogleich aufgenommen. Corona verhinderte fortan einige Engagements im großen Saal des Musikvereins. Doch nun sind glücklicherweise wieder Konzerte möglich.
Auch die Kammermusik liegt der Musikerin und dem Musiker am Herzen. Zusammen mit der Oboistin Anna Eberle gründeten sie das Trio Melánge, mit dem sie auch international erfolgreich waren. Johanna Bilgeri musizierte überdies im Ensemble „Esperanza“ der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein. Dabei habe sie viel Einsicht erhalten, wie man sich besonders gut an den Klang der Streichinstrumente anpassen könne oder wie man basso continuo spiele, berichtet sie. Interessante Erfahrungen machte Paul Moosbrugger mit zeitgenössischer Musik beim Projekt „Epoche f“, die ihm „erstaunlich viel Spaß gemacht habe“. Die Teilnahme wurde durch den Gewinn des „EMCY-Preises“ 2020 (European Union of Music Competitions for Youth) ermöglicht.
Pläne und Vorhaben für die Zukunft haben Johanna Bilgeri und Paul Moosbrugger viele, sie beinhalten das Spielen im Orchester, solistische Auftritte ebenso wie kammermusikalisches Musizieren. Erste große Ziele haben sie mit bewundernswertem Können und viel Elan bereits erreicht.


Konzerttermin;
WSY-Talent 2021 – Konzert der Preisträger:innen 2021
Wiener Symphoniker unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada
Sonntag, 20.6.2021, 15.30 Uhr
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal