Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 30. Mai 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.5. - 6.6. 2019)

Zwei Roadmovies sind diese Woche in den Filmclubs zu sehen: Das TaSKino Feldkirch zeigt die italienische Komödie „Easy“, in der ein ehemaliger Gokart-Champ eine Leiche in die Ukraine überstellen muss. Beim FKC Dornbirn nimmt dagegen Jafar Panahi in „Drei Gesichter“ den Zuschauer mit auf eine Reise ins iranische Bergland und feiert dabei auch drei Generationen von Schauspielerinnen.

Easy: Als Jugendlicher war Isidoro, genannt Easy, ein Gokart-Champ, schon eine Formel 1-Karriere schien zu winken, doch abrupt endete seine Karriere - der Fama nach, weil er zu dick wurde, in Wirklichkeit, weil er bei einem Rennen kurz vor der Ziellinie einschlief. Jetzt ist er suizidgefährdet, doch der Sprung vom Hausdach bringt ihn nicht um, dafür soll er für Filo einen ukrainischen Arbeiter, der auf seiner Baustelle gestorben ist, in seine Heimat überführen. Schnell ist die ukrainische Grenze erreicht, doch dann kommt Easy vom Weg ab und eine Odyssee beginnt.
Nicht neu ist die Geschichte von der Überstellung eines Sargs, frisch und neu sind aber Milieu und Typen von Andrea Magnanis erstem langem Spielfilm. Der 48-jährige Italiener entwickelt ein einfaches, aber mit einer Lakonie, die an die Filme Aki Kaurismäkis erinnert, erzähltes Roadmovie, das mit schrägen Figuren, herrlichen Szenen und einer unbekannten Region beglückt. Sicher kein Schwergewicht ist dieser Film, aber eine charmante, durch und durch sympathische kleine Perle über einen langsamen Neubeginn und eine Wiedergeburt in der Ferne durch den Kontakt mit fremden Menschen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 31.5., 22 Uhr; Sa 1.6., 22 Uhr; Mo 3.6., 18 Uhr

Drei Gesichter – Se Rokh: Unverkennbar ein Film des Iraners Jafar Panahi, der in seiner Heimat mit mehrjährigem Berufsverbot belegt ist, aber verdeckt dennoch einen Film nach dem anderen dreht, ist dieses minimalistische Roadmovie. Ausgehend von einem vielleicht gefälschten Selfie-Video vom Selbstmord einer jungen Frau macht sich der Regisseur selbst in seinem Wagen zusammen mit einer Schauspielerin, die auch sich selbst spielt, auf die Suche nach dieser Frau, die das Selbstmordvideo verschickte.
Bot Panahi in seinem letzten Film „Taxi Teheran“ durch Gespräche bei Taxifahrten durch Teheran Einblick in die Verhältnisse im Iran, führt nun die Fahrt aufs Land hinaus. Wieder vermischt sich der dokumentarische Blick aufs Bergland und seine staubig-braunen Straßen, in dem man auch eine Reverenz an die Filme seines 2016 verstorbenen Kollegen und Landsmanns Abbas Kiarostami sehen kann, mit kleinen Begegnungen.
Nach ernstem Beginn schlägt Panahi dabei zunehmend leichtere Töne an, bietet aber gleichzeitig Einblick in die Rückständigkeit der Dörfer und die strenge patriarchale Struktur. Darüber hinaus ist das mit der Schauspielerin, die ihn begleitet, der jungen Frau, die scheinbar Selbstmord beging, weil die Familie ihr ein Schauspielstudium verbot, und einer praktisch unsichtbar bleibenden berühmten Schauspielerin aus der Zeit vor der Revolution aber auch eine Hommage an drei Generationen von Schauspielerinnen, die im Iran angefeindet werden und um Anerkennung kämpfen müssen.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 5.6., 18 Uhr + Do 6.6., 19.30 Uhr

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