Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 29. Aug 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.8. - 5.9. 2019)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche in Kooperation mit dem Frauenmuseum Hittisau nochmals den Dokumentarfilm „#Female Pleasure“. Kulinarisches bietet der FKC Dornbirn mit dem singapurischen Spielfilm „Ramen Shop“.

Ramen Shop: Ein junger japanischer Koch macht sich auf die Suche nach der Familie seiner früh verstorbenen, aus Singapur stammenden Mutter und die dortige Kochkunst. Während ihn sein Onkel, der ein Meister im Kochen der Rippchensuppe ist, freundlich aufnimmt, verhält sich die Großmutter ablehnend gegenüber ihrem Enkel. Die Gräuel, die die Japaner während des Zweiten Weltkriegs auch an ihrer Familie begingen, hat sie nie vergessen und hat deshalb auch nie akzeptiert, dass ihre Tochter einen Japaner heiratete.
Erschütternd erinnert Eric Khoo anhand des Besuchs einer Ausstellung an diese Kriegsgräuel, zeigt aber natürlich auch, wie es dem Japaner gelingt mit seiner Kochkunst die Großmutter zu versöhnen.
Die Geschichte ist vorhersehbar, die in Rückblenden skizzierte Liebesgeschichte der Eltern ist – zumal in der Verkürzung – sentimental. Intensiv beschwört Khoo aber in langen Koch- und Speiseszenen den Geruch und Geschmack der leckeren Gerichte und Saucen. So exquisit diese Delikatessen sind, so elegant ist die Inszenierung mit aufgeräumten und sorgfältig kadrierten Bildern. Hier gibt es keine Brüche, keine Ecken und Kanten, sondern rund und flüssig wird erzählt und alles ist in gedeckte Farben, vor allem in Beigetöne getaucht und perfekt ausgeleuchtet.
Das verleiht „Ramen Shop“ freilich auch eine Glätte, durch die sich der Film zusammen mit dem ausführlichen Einsatz süßlicher Musik zumindest nah an der Grenze zum Kitsch bewegt. Zu gutmenschenhaft ist das doch insgesamt, zu leicht lösen sich hier Konflikte auf. Andererseits muss man an der Beschwörung der Kochkunst und dem Plädoyer für Überwindung von Grenzen und Abbau von Vorurteilen doch Gefallen finden. Diese Versöhnung der Nationen, die auch eine Versöhnung der Generationen ist, manifestiert sich am Ende nicht nur in einer angedeuteten Beziehung des Japaners zu einer Food-Bloggerin aus Singapur, sondern vor allem darin, dass Oma und Enkel nicht nur gemeinsam kochen, sondern dabei auch ein neues Gericht kreieren, bei dem japanische und singapurische Kochkunst kombiniert wird: Rahmen Teh, eine Kombination aus der japanischen Nudelsuppe Ramen und der singapurischen Schweinerippchen-Suppe Bak Kut Teh.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 4.9., 18 Uhr + Do 5.9., 19.30 Uhr


#Female Pleasure:
Barbara Miller porträtiert in ihrem Dokumentarfilm fünf Frauen aus unterschiedlichen Kulturen, die in ihrer Welt durch die Religion und gesellschaftliche Traditionen Unterdrückung ihrer Weiblichkeit, ihrer Sexualität und Lust erfuhren.
Parallel erzählt die Dokumentarfilmerin von einer katholischen Nonne, die von einem Pater vergewaltigt wurde, von einer japanischen Künstlerin, die wegen ihrer angeblich pornographischen Kunst, angeklagt wurde, einer Somalierin, die gegen die Genitalverstümmelung kämpft, der New Yorker Jüdin Deborah Feldman, die aus der Unterdrückung in ihrer orthodoxen chassidischen Community ausbrach, und einer Inderin, die gegen die Entrechtung der Frau in ihrer Heimat kämpft.
Formal ist „#Female Pleasure“ ein konventioneller Interviewfilm, packt aber durch die vielschichtigen Porträts und die plastischen Einblicke, die in gesellschaftliche Kontexte geboten werden, in denen Männern zwar sexuelle Lust zugestanden wird, die Frauen aber ihren Körper verleugnen und verhüllen müssen. Gleichzeitig deckt Miller auch die Widersprüchlichkeit der heutigen Welt auf mit Übersexualisierung in der Werbung auf der einen Seite und totaler Verdrängung des Körpers in verschiedenen Religionen auf der anderen Seite.
So beklemmend am Beginn jeweils die Unterdrückung geschildert wird, so verbreitet dieser Dokumentarfilm doch Hoffnung, denn in jeder Lebensgeschichte wird von einem Ausbruch aus diesen Verhältnissen und von Selbstermächtigung der Betroffenen und Protestaktionen erzählt.
Spielboden Dornbirn: Di 3.9. + Di 8.10. – jeweils 19.30 Uhr