Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 23. Sep 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.9. - 4.10. 2009)

Kommissar Bellamy: Von der Handlung her ein Krimi, vom Ton her aber eher eine Komödie ist Claude Chabrols erste Zusammenarbeit mit Gerard Depardieu. Da das Lösen von Kreuzworträtseln für den berühmten Pariser Kommissar Bellamy im Urlaub, den er mit seiner Frau im südfranzösischen Nimes verbringt, zu wenig ist, beginnt er nebenbei im Fall eines mysteriösen Toten und eines verschwundenen Mannes zu ermitteln. Daneben versucht sich Bellamy aber auch aus Schuldgefühl um seinen unsteten jüngeren Bruder, der dem Glücksspiel und dem Alkohol verfallen ist, zu kümmern. Und auf einer dritten Ebene gibt es noch zwei Abendessen des Paares mit einem schwulen Zahnarzt und dessen Freund.
Locker und leicht ist das inszeniert, aber auch etwas schleppend, keine bissige Kritik an der Gesellschaft übend und unschlüssig in der Handlungsentwicklung, aber amüsant anzuschauen. Denn die Dialoge sitzen und der ausnahmsweise einmal wunderbar zurückhaltend agierende Depardieu wird von einem erstklassigen Schauspielerensemble unterstützt. Ernst gemeint ist an der Geschichte freilich nichts, vielmehr spielt Chabrol in dieser Hommage an Georges Simenon und seinen Kommissar Maigret souverän und gelassen mit Situationen und Mustern und philosophiert dabei doch stets übers Leben, über das Scheitern von Lebensentwürfen und das Lebensglück. – Vom Kreuzworträtsel am Beginn an begegnet man denn auch mehrmals im Laufe des Films dem Wort „bonheur“.
TaSKino Feldkirch im Feldkircher Kino Namenlos: Fr, 2.10. – Di, 6.10.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 15.10, 20 Uhr + Sa, 17.10., 22 Uhr


Taking Woodstock: Nur ganz in der Ferne sieht man einmal eine Band im Lichtkegel spielen. Das Geschehen auf der Bühne beim legendären Musikfestival, das im August 1969 in einem kleinen Kaff an der amerikanischen Ostküste stattfand, spart Ang Lee völlig aus. Ihn interessieren vielmehr, aufbauend auf Elliot Tibers autobiographischem Roman, die Vorbereitungen, die familiären Verhältnisse Tibers, der als örtlicher Kulturveranstalter sich um die Organisation des Veranstaltungsortes kümmerte, und die verschiedenen gesellschaftlichen Positionen mit den konservativen Hinterwäldlern auf der einen Seite und den Hippies auf der anderen.
Wunderbar locker verknüpft der schon seit Jahrzehnten in den USA lebende Taiwanese Lee so Gesellschaftspanorama und Familiengeschichte, erzählt vom Coming-of-Age Tibers, das auch ein Coming Out ist, und von einer Zeit des Friedens, der Musik und der freien Liebe, die mit diesem Festival nicht nur ihren Höhe-, sondern auch ihren Endpunkt fand. Nichts wird dabei besonders betont, nichts dramatisiert, aber gerade in seiner Gelöstheit korrespondiert die Erzählweise in beglückender Weise mit der Stimmung der Zeit. Während andere Filme Bedeutungsschwere betonen, gibt sich „Taking Woodstock“ bescheiden und wird gerade dadurch zum großen Film, der ein weiteres Steinchen in den höchst unterschiedlichen Gesellschafts- und Familienbildern Lees darstellt.
Takino Schaan: Fr, 2.10. – Di, 6.10. - jeweils 20. Uhr


Goldrausch: Der Brötchentanz, die am Rande eines Abgrunds im Kippzustand schwankende Hütte und natürlich das Festessen mit Schnürsenkeln als Spaghetti und Schuhsohle als Schnitzel. – Zu den ganz großen und unvergesslichen Szenen der Filmgeschichte gehören diese drei Momente in Charlie Chaplins berühmtestem und erfolgreichstem Film. Wie dieser Meister der Stummfilmkomödie die Atmosphäre während des Klondike-Goldrauschs des ausgehenden 19. Jahrhunderts evoziert oder Fakten wie die Donner-Tragödie in der Schuh-Essszene verarbeitet, verleiht „Goldrausch“ fast dokumentarische Qualität. Aber trotz des historischen Settings ist freilich auch dies ein unverkennbarer Chaplin-Film. Im Mittelpunkt steht der Tramp, der auch durch die Schneelandschaft von Alaska mit Melone und Stöckchen stapft, ein Underdog, der sich nur mit Mühe über Wasser hält, von den wesentlich Stärkeren immer wieder eins aufs Dach bekommt und - zumindest anfangs – vergeblich von der großen Liebe träumt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: So, 4.10., 11 Uhr (10 Uhr – Frühstück)