Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 16. Sep 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.9. - 27.9. 2009)

The Curious Case of Benjamin Button: Ewig jung bleiben gehört zu den großen Menschheitsträumen. David Fincher übersteigert dies noch, wenn er seine Hauptfigur sich vom Greis zum Baby rückwärts entwickeln lässt. Kein Glück ist damit verbunden, denn nur kurz kann sich Benjamin Button so mit seiner großen Liebe treffen.
Mit unglaublicher inszenatorischer Finesse und filmischem Einfallsreichtum reflektiert David Fincher in seinem fast dreistündigen Film über die Zeit und damit auch über das Leben und den Tod. Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Hurrikan Katrina, der im August 2005 vor New Orleans aufzieht, spannt sich der Bogen der Handlung und Fincher durchläuft so nicht nur das ganze 20. Jahrhundert, sondern mehr noch durch das virtuose Spiel mit Filmstilen, Farben und Accessoires die ganze Filmgeschichte. Souverän zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselnd, meisterhaft die Erzählung mit Voice-over raffend, mal realistisch erzählend und dann wieder magisch-märchenhafte Bilder hervorzaubernd ist dieser tief melancholische Film, in dem auch jenseits des Thriller-Genres, in dem Fincher bislang arbeitete, eine tief pessimistische Weltsicht zum Ausdruck kommt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 23.9. + Do, 24.9. – jeweils 20 Uhr


Endlich Witwe - Enfin veuve: Da ihr Mann ein langweiliger Schönheitschirurg ist, hat sich Anne-Marie schon länger einen Schiffsbauer als Geliebten zugelegt. Allein den Mut, dem Gatten zu erklären, dass sie sich scheiden lassen will, bringt sie nicht auf. Doch dann kommt ihr das Schicksal in Form eines Autounfalls zuvor und endlich ist sie frei – nein doch nicht, denn jetzt rückt die Familie des Gatten an, die sich um die scheinbar todtraurige Witwe kümmern und gar nicht mehr abreisen will.
Die Geschichte böte zweifellos Stoff für eine schöne Tragikomödie über Familie und Freiheit, individuelles Glück und gesellschaftliche Zwänge. Doch leider ist Isabelle Mergault an differenzierter Figurenzeichnung und Problementwicklung nicht interessiert, setzt vielmehr auf krasse Typisierung und doch recht plumpen Humor. Zwischentöne sucht man da vergeblich. Die Witwe wird mehr oder weniger auf eine schwache Frau ohne Rückhalt reduziert, die Familie des verstorbenen Gatten auf einen Haufen Deppen. Schal wirken so die Witze, über die man großteils wohl nur in angetrunkenem Zustand lachen kann.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr, 25.9. + Sa, 26.9. – jeweils 22 Uhr


Inglourious Basterds: „Once upon a time in Nazi occupied France“ titelt Quentin Tarantino das erste Kapitel. Historisch genau verankert und gleichzeitig ins Märchenhafte verschoben ist seine Weltkriegs-Farce damit von Beginn an. Erlaubt ist damit freilich auch schon ein politisch unkorrekter, ungemein frecher und frischer Umgang mit der Geschichte. Als Bodensatz für ein virtuoses Spiel mit der Filmgeschichte nützt Tarantino die realen Verhältnisse, spielt mit dem Italo-Western ebenso wie mit den Kriegsfilmen der 60er und 70er Jahren und übernimmt vom titelgebenden Vorbild „Inglorious Bastards“ nur einen Erzählstrang – und diesen auch nur ansatzweise.
Den wilden Haufen gab es auch schon in Enzo G. Castellaris Kriegsfilm von 1978, doch Nazis skalpiert oder mit dem Baseballschläger traktiert wurden damals noch nicht. Neu ist dagegen der Erzählstrang um eine Jüdin, die knapp einem Massaker entkommt, in Paris ein Kino übernimmt und auf Rache an ihren Peinigern sinnt. Anzusehen, wie Tarantino über weite Strecken ohne Action auskommt, wie er mit brillanten Dialogen, einem grandiosen Spiel mit vier Sprachen und der Dehnung von Szenen immer wieder höchste Spannung erzeugt, ist pures Kinovergnügen, auch wenn sich die beiden Erzählstränge nicht zu einer zwingenden Einheit führen. Der größte Trumpf in Tarantinos Spiel ist freilich Christoph Waltz als höchst kultivierter, polyglotter Nazi, der nicht mit Waffen, sondern allein mit dem Wort und seiner physischen Präsenz Terror ausübt.
Takino Schaan: Fr, 25.9. – Di, 29.9. - jeweils 20.30 Uhr (O.m.U.)