Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 27. Mai 2021 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.5. - 3.6. 2021)

Der Verein allerArt präsentiert diese Woche im Rahmen der LeinwandLounge der Remise Bludenz das finnische Feelgood-Movie "Master Cheng". Im Skino in Schaan entführt der Spielfilm "Lunana" ins Himalaya-Königreich Bhutan.

Master Cheng: Ein chinesischer Koch landet mit seinem etwa sechsjährigen Sohn bei der Suche nach einem alten Bekannten in einem nordfinnischen Dorf. Zwar kann ihm niemand bei seiner Suche helfen, doch die Wirtin des örtlichen Gasthauses, bietet ihm, da es kein Hotel gibt, ein Zimmer in ihrem Haus an. Wie vorhersehbar ist, dass Cheng mit seinen Kochkünsten nicht nur die Gäste begeistern wird, sondern sich über kurz oder lang auch eine Liebesbeziehung entwickeln wird, so deutet auch ein Alptraum Chengs schon früh an, was mit seiner Frau passiert ist.
Wenn die Handlung im Großen wenig Neues bietet, muss ein Film mit Details punkten. Da ist es zunächst einmal – zumindest bis gegen Ende – Mika Kaurismäkis trockene Erzählweise und der gleichzeitig empathische Blick auf seine Protagonist*innen. Auch die Kochszenen erfreuen nicht nur die Besucher*innen des Lokals, sondern auch das Publikum und liebevoll arbeitet Kaurismäki auch die kulturelle Differenz heraus.
Der ältere Bruder des berühmteren Aki Kaurismäki weiß aber auch um den Reiz der nordfinnischen Landschaft, in der er die Handlung verankert. Zur Hommage an diese Gegend wird „Master Cheng“ in den großen Totalen der weiten Landschaft, in denen er Cheng und seinen Sohn mehrfach isoliert und so ihre Einsamkeit und Trauer visualisiert, gleichzeitig aber auch Cheng deren Stille loben lässt, die in scharfem Kontrast zum Lärm seiner Heimatstadt Shanghai stehe.
Bruchlinien gibt es hier kaum, Homophobie klingt nur kurz an und jederzeit kann man sicher kann sein, dass am Ende alle Probleme gelöst werden. – Ganz auf Verbreitung von Wohlgefühl ist diese zarte Komödie damit angelegt, aber die sympathischen Figuren, die humanistische Grundhaltung und die Art, wie unaufdringlich, aber plastisch herausgearbeitet wird, wie sich Kulturen gegenseitig bereichern und wie man vom Fremden lernen kann, nimmt dennoch für dieses waschechte Feelgood-Movie ein.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 2.6., 19 Uhr


Lunana
Der angehende junge Lehrer Ugyen, der durch und durch Städter ist und von der Auswanderung nach Australien träumt, muss in seinem letzten Ausbildungsjahr in der Dorfschule von Lunana, einem abgelegenen Hochtal Bhutans, unterrichten.  
Rund 35 Minuten lässt sich Pawo Choyning Dorji für die Anreise Zeit. Das macht einerseits die Distanzen und die Abgelegenheit dieses rund 3500 Meter hoch gelegenen Tals erfahrbar, andererseits wird mit dieser Langsamkeit auch Spannung aufgebaut, was Ugyen und das Publikum denn wohl in Lunana erwarten wird. Mit der räumlichen Distanz korrespondiert dabei freilich auch eine kulturelle, wenn der westlichen Hauptstadt die ursprüngliche bäuerliche Welt gegenübergestellt wird. Dominiert dort englische Popmusik, so werden hier traditionelle Lieder gesungen und jede moderne Technik ist fern. Nicht einmal mittels des Wortes "Car" kann Ugyen im Unterricht den Kindern das englische Alphabet beibringen, denn völlig unbekannt ist den Schüler*innen, was ein Auto ist.
Alles andere als neu ist die Geschichte vom Städter, der sich in dieser einfachen, aber achtsamen und feinfühligen Dorfgemeinschaft wandelt, doch Dorjis Regiedebüt schleicht sich mit seinem unverfälschten, fast dokumentarischen Blick auf das Dorfleben und seinem leisen und warmherzigen Humor schnell ins Herz des Zuschauers ein.
Klischees mag der 37-jährige Regisseur bedienen, wenn sich auch eine zarte Liebesgeschichte entwickelt, doch er umgeht schließlich die Muster eines hollywoodgemäßen Happy Ends. Denn nach einem Zeit- und Ortsprung wirft Dorji nochmals verdichtet die Frage nach Heimat und Glück auf und entlässt mit einer sehnsuchtsvollen Schlussszene aus diesem durch seine tiefe Menschlichkeit, seine Zartheit und Ehrlichkeit berührenden bildschönen Film.
Skino, Schaan: Fr 28.5. bis Di 1.6.

Weitere Filmkritiken, Streamingtipps, DVD-Besprechungen und Regisseur-Porträts finden Sie auf meiner Website https://www.film-netz.com.