Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 23. Dez 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.12. 2010 - 3.1. 2010)

Genius Party: Inhaltlich und formal höchst unterschiedlich sind die sieben kurzen Animationsfilme, die dieser Episodenfilm bietet. Das beginnt mit einer visuell starken, aber inhaltlich schwer zu erschließenden Eröffnungssequenz über Störche und mutierende Kugeln. Klassisch ist fast schon die folgende Science-Fiction-Geschichte mit Gegnern, die mit Superwaffen aufeinander losgehen. Wirklich neu ist dabei auch nicht, dass ein stets mit Rotznase herumlaufender und von seinen Mitschülern gehänselter Junge zum Held, ja geradezu Erlöser wird, weil er als einziger eine neue Waffe mittels seiner Gedanken materialisieren und so den Guten zum Sieg verhelfen kann. An Tim Burtons „Corps Bride“ oder auch an Sylvain Chomets „Das große Rennen von Belleville“ erinnert dann durch die verfallende Stadt und alte Häuser die Zombie-Geschichte „Deathtic 4“, die mehr mit der morbiden Atmosphäre punktet als mit der Geschichte. Schlüssig erzählt, aber dafür zeichnerisch nicht besonders aufregend ist dagegen „Türklingel“, in dem Yoji Fukuyama von einem jungen Mann erzählt, der glaubt einen Doppelgänger oder ein zweites Ich zu haben. Erzählen diese Filme mehr über Bilder als durch Dialoge, so fungieren die Bilder in „Limit Cycle“ nur als Hintergrund für einen endlosen pseudophilosophischen Monolog über Körper und Seele, Barmherzigkeit und Gnade oder ganz allgemein Gott und die Welt. Ist dieses Geschwafel nur schwer zu ertragen und reißen einen auch die Albträume eines Babys in „Träumende Maschine“ nicht gerade vom Hocker, so folgt mit dem finalen „Baby Blue“ doch wieder eine immerhin stimmige Teenagergeschichte.
Was diesen Kurzfilmen fehlt, ist die bei dieser Gattung unerlässliche Prägnanz sowie die zündenden Pointen. Wirklich überrascht wird man nie und die Kürze der einzelnen Filme verhindert die Entwicklung einer differenzierteren Geschichte und komplexerer Figuren. So bietet diese Sammlung höchst heterogener Kurzfilme zwar insgesamt recht kurzweilige Unterhaltung, deren Wirkung verpufft aber mit Ende der jeweiligen Episode auch schon wieder.
Spielboden Dornbirn: Mo, 28.12., 20.30 Uhr


Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft: 40 der besten Sketche aus der Comedy-Serie „Monty Pythons Flying Circle“ hat Ian McNaughton für diesen ersten Kinofilm der britischen Komikertruppe 1971 zusammengestellt. Da werden TV-Shows und Werbespots durch den Kakao gezogen, politisch in höchstem Maße unkorrekt ein Wettbewerb für den Trottel des Jahres abgehalten oder eine militärische Parade zu einem schwulen Event. Pointen werden entwickelt, indem Erwartungshaltungen konsequent gebrochen werden, wenn weibliche Rentnergangs eine Stadt in Atem halten, eine kleine beiläufige Beschwerde in einem Nobelrestaurant ungeahnte Folgen zeitigt oder ein scheinbar sexuelles Angebot an einen Milchmann eine überraschende Wende nimmt. Als Übergänge zwischen den einzelnen Sketchen fungieren vielfach kurze Animationsfilme, die einen weiteren Gag beinhalten.
Die Bandbreite reicht von Satire über pechschwarzen Humor bis zu ausgesprochenem Blödsinn und gezielten Geschmacklosigkeiten. Aber der Film, der sich auch selbst reflektiert, wenn ein Offizier das Unternehmen als stumpfsinnig bezeichnet und Zensur androht, wechselt ganz entsprechend dem englischen Originaltitel „And Now for Something Completely Different“ so schnell von einem Thema zum nächsten, sodass sich nie wirklich Ärger über einen Sketch aufbauen kann, da man sich schon wieder auf den folgenden einlassen sollte. – Für Freunde des ebenso bösen wie trockenen Humors der Monty Pythons ist diese Sketchparade somit sicherlich die richtige Einstimmung zum Jahreswechsel.
Club Vaudeville, Lindau: Mi, 30.12., 19.30 Uhr

 

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen: Großer Beliebtheit erfreut sich die Nonne, Mystikerin und Naturheilkundlerin des Hochmittelalters gegenwärtig. Komplex ist die Lebensgeschichte dieser Frau, ihre unterschiedlichen Leistungen und Aspekte in einen zweistündigen Film zu packen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Dieses Umstands bewusst fokussiert Margarethe von Trotta in Fortsetzung ihrer Frauenfilme von „Das zweite Erwachen der Christa Klages“, „Die bleierne Zeit“ und „Rosa Luxemburg“ ganz auf dem Kampf der starken Nonne um Selbstbestimmung und Durchsetzung ihrer Ideen in einer von Männern dominierten Zeit. Zu Langatmigkeit führt zwar die lose, auf dramatische Steigerung verzichtende Aneinanderreihung von Szenen, andererseits gewinnt „Vision“ durch die klare Konzentration auf ein Thema zeitlosen Charakter. Beeindruckend ist vor allem Barbara Sukowa, die schon vor 26 Jahren für von Trotta Rosa Luxemburg spielte in der Titelrolle. – Spekulieren kann man darüber, ob die Verschiebung der Sujets von einer Kommunistin zur Nonne mit einer persönlichen Entwicklung von Trottas und auch/oder einer gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands korrespondiert.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 30.12., 20 Uhr; Fr, 1.1., 22 Uhr; Sa, 2.1., 22 Uhr