Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 21. Dez 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21. - 27.12. 2009)

Away We Go: Ziemlich überrascht sind Burt und Verona, beide um die 30 und in der Einöde von Colorado lebend, als sich Nachwuchs ankündigt. Im Grunde ist das freilich kein Problem, wird man das Baby doch vielfach den in der Nähe wohnenden Eltern übergeben können – die freuen sich sicher darüber. Ziemlich konsterniert sind Burt und Verona allerdings, als die Eltern ihnen mitteilen, dass sie für ein paar Jahre nach Brüssel übersiedeln werden. – Macht nichts, denkt sich das Paar: Man hat ja quer über die Staaten verstreut genug Verwandte und Freunde. Also machen sich die Beiden auf die Reise und lernen dabei verschiedenste Familienmodelle kennen, die sie teils erheitern, teils eher berühren und ihnen bewusst machen, dass letztlich jeder sein Leben leben muss.
Nach dem pessimistischen Ehedrama „Revolutionary Road – Zeiten des Aufbruchs“ schlägt der Brite Sam Mendes mit diesem Roadmovie leichtere Töne an, blickt aber wieder auf eine Paarbeziehung. Unaufgeregt mit feinem Humor erzählt und von wunderbaren Songs von Alexi Murdoch begleitet entwickelt sich ein Film, der keinen großen Anspruch erhebt und sich selbst nicht so wichtig nimmt, aber durch den von Empathie getragenen Blick und die unverbrauchten Schauspieler gut unterhält und durchwegs sympathisch ist.
Takino Schaan: Mo, 21.12. + Di, 22.12. – jeweils 20 Uhr


Wüstenblume: Waris Dirie gelang 1998 mit ihrem autobiographischen Roman, in dem sie ihren Weg vom somalischen Nomadenmädchen zum Topmodel nachzeichnet und auch die Praxis der weiblichen Genitalbeschneidung, die an ihr als Fünfjährige vollzogen wurde, heftig kritisiert, ein Bestseller. So wichtig das Thema ist, so missglückt ist Sherry Hormanns Verfilmung. Statt den Schwerpunkt auf die Genitalbeschneidung zu legen und diese ins Zentrum des Films zu rücken, wird sie erst am Ende kurz angeschnitten und erscheint nur als ein Aspekt unter vielen, von denen keiner wirklich entwickelt wird. Da schwelgt Hormann in Hochglanzbildern von Fotoshootings und Modeschauen, bricht das Schicksal der illegalen Migrantin in London auf eine harmlose Tragikomödie herunter, ohne je die Tragik spürbar werden zu lassen, und fügt zu allem Überdruss, um romantische Gefühle zu wecken, auch noch eine fiktive Liebesgeschichte ein.
Ohne dramaturgischen Aufbau hakt Hormann in nichtlinearer Erzählweise platt und oberflächlich Episode um Episode ab, dass man am liebsten davonrennen würde – ein Publikum, vor allem unter Frauen, wird der Film dennoch finden.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 23.12., 20 Uhr; Fr, 25.12., 22 Uhr; sa, 26.12., 22 Uhr


Ricky: Wie ein sozialrealistisches Drama der belgischen Brüder Dardenne beginnt Francois Ozons „Ricky“, wenn in kalten Blau- und Grautönen der triste Alltag der jungen allein erziehenden Mutter Katie geschildert wird. Das Leben ist reduziert auf den Job in einer Fabrik und die Abende in ihrer Wohnung in einem trostlosen Plattenbau am Stadtrand. Doch dann lernt sie ihren spanischen Kollegen Paco kennen, stürzt sich in eine Affäre und schon wird ein Kind geboren. Durch diesen neuen Erdenbürger kommt das Beziehungsgefüge zwischen Paco, Katie und ihrer etwa achtjährigen Tochter Lisa in Bewegung. Verschärft wird das Ganze als Ricky auch noch Flügel wachsen.
Realistisch kann man „Ricky“ nicht sehen, denn Ozon lässt in der Folge den Sprössling lustvoll nicht nur durchs Kinderzimmer, sondern auch durch einen Supermarkt fliegen. Der Mix aus Realismus und Fantasy-Elementen irritiert zweifellos, doch wenn man sich darauf einlässt und das Wunderkind als Katalysator oder Symbol betrachtet, wird man diesen bizarren, höchst eigenwilligen Film dennoch nicht ganz verteufeln. Denn unübersehbar geht Ozon mit „Ricky“ auch seinen Weg weiter, wenn er nach der konsequenten Fokussierung auf eine Paarbeziehung in „5x2“ oder auf den Tod in „Die Zeit, bleibt“ sich nun – erstmals – auch mit Kindern und den Folgen einer Geburt für die Umwelt auseinandersetzt.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 25.12. – Mi, 30.12.