Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 15. Dez 2009 · CD-Tipp

Nguyên Lê: Saiyuki

Der aus Vietnam stammende und in Paris lebende Gitarrist Nguyên Lê hat sich in den vergangenen 15 Jahren als wahrer Klangzauberer erwiesen, der auf völlig unkonventionelle Weise Jazz und Ostasiatisches miteinander verbindet. Mit seinem neuen Trio geht Lê noch einen Schritt weiter, denn hier bringt er äußerst erfolgreich die Musikkulturen von Japan, Indien und Indochina zusammen – und irgendwie ist natürlich auch der Jazz unterschwellig ständig präsent.

Die japanische Koto-Spielerin Mieko Miyazaki und der kraftvolle indische Perkussionist Prabhu Edouard leben wie Nguyên Lê in Paris und haben wie der Bandleader durchaus ein Faible für genreübergreifende und Grenzen sprengende Projekte – Miyazaki überträgt zum Beispiel mit einer anderen Band die Klaviermusik von Bill Evans auf die japanische Zither. Die außergewöhnliche Kombination von E-Gitarre und Koto erweist sich als ungemein reizvoll, und das Trio kreiert eine Unmenge an neuen Sounds. Auf einigen Titeln brilliert als Gast der indische Bambusflötenmeister Hariprasad Chaurasia, der auch im Westen durch seine Zusammenarbeit mit John McLaughlin, Jan Garbarek und Zakir Hussain bekannt geworden ist. „Saiyuki“ ist der Titel eines chinesischen Romans aus dem 16. Jahrhundert und bedeutet „Die Reise nach Westen“. Brachte man früher Seide, Prozellan oder Gewürze von dieser Reise mit, so bringt dieses Trio heute Schatzkisten voller musikalischer Einflüsse aus dem Fernen Osten nach Europa. Zwar führen diese Reisen manchmal auch durch ruhigere Gegenden voller melancholischer Stimmungen, meist scheint es sich aber um Epizentren kreativer Unruhe zu handeln. Da treffen Lebenslust und ungehemmte Spielfreude aufeinander, und die Post geht ab, dass nur noch Funken sprühen. Ein echtes Prachtstück aus dem Haus Lê! 
(ACT 9483-2 / Vertrieb: edel)