Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 26. Sep 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.9. - 3.10. 2019)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche den italienischen Spielfilm "Paranza - Der Clan der Kinder". Im Kinotheater Madlen steht die französische Tragikomödie "Un homme pressé - Das zweite Leben des Monsieur Alain" auf dem Programm.

Paranza – Der Clan der Kinder: Nach Roberto Savianos von wahren Begebenheiten inspiriertem Roman erzählt Claudio Giovannesi vom Abgleiten jugendlicher Neapolitaner in die Kriminalität.
Hautnah bleiben Regisseur Claudio Giovannesi und sein Kameramann Daniele Cipri am 15-jährigen Nicola und seinen Freunden dran. Mit dynamischer Handkamera folgen sie ihnen auf Schritt und Tritt durch die Gassen von Neapel. Die Teenager träumen von teuren Sneakers und edlen Uhren und wollen in die Disco, in die sie weniger wegen ihres jugendlichen Alters als vielmehr wegen zu wenig Geld nicht hineingelassen werden. Dazu kommt noch, dass Nicola mitansehen muss, wie seine Mutter, die eine kleine Reinigung betreibt, Schutzgeld zahlen muss.
Ganz aus dem Milieu heraus erklärt Giovannesi seinen Protagonisten. Einerseits will er sich auch etwas leisten können, andererseits will er die Ausbeutung der Betreiber kleiner Geschäfte wie seine Mutter und von Marktständen stoppen. Sukzessive steigt Nicola so ins Mafia-Geschäft ein…
Außen vor bleiben in „Paranza - Der Clan der Kinder“ Polizei und andere staatliche Organisationen und scheinen nicht zu existieren. Ganz in der Hand der Mafia scheint Neapel, Nicolas Mutter ahnt wohl, woher das Geld kommt, hält ihren Sohn aber nicht zurück, einen Vater gibt es nicht.
Ideal besetzt hat Giovannesi Nicola mit dem engelhaften Francesco Di Napoli, erzählt geradlinig und realistisch von der Spirale der sich steigernden Gewalt. Laienschauspieler und authentisches Milieu sorgen für atmosphärische Dichte und erschütternd ist der Blick auf diese Teenager. Doch trotz dieser Qualitäten ist nicht zu übersehen, dass die Erzählweise sehr glatt, der Film letztlich ziemlich einfach gestrickt ist und über eine recht oberflächliche Schilderung nicht hinauskommt.
Spielboden Dornbirn: Sa 28.9. + Fr 4.10. – jeweils 19.30 Uhr

 

Un homme pressé – Das zweite Leben des Monsieur Alain: Nach einem Schlaganfall muss sich ein Manager neu orientieren.
Ernst sind die Themen, die Hervé Mimran in der Verfilmung des 2014 erschienenen autobiographischen Romans von Christian Streiff, des ehemaligen Chefs von Airbus und Citroen, anschlägt, doch sicher hält er die Balance zwischen Drama und Komödie. Etwas zu leicht nimmt er zwar die Folgen eines Schlaganfalls, zu einfach verläuft die Genesung, aber der empathische Blick auf den Protagonisten und Fabrice Luchinis Spiel nehmen doch für diese Tragikomödie ein.
Großartig vermittelt der 68-jährige Franzose nicht nur, wie Alain am alten Leben festhalten will und doch erkennen muss, dass er sich ändern muss, langsam Zeit für andere Menschen wie seine Tochter entwickelt und sich zu bedanken lernt, sondern macht auch berührend Alains Beeinträchtigungen spürbar. Für Witz sorgen die im Grunde gar nicht witzigen Sprachprobleme Alains, bei denen beispielsweise aus „Guten Tag“ „Auf Wiedersehen“ und aus der „Logopädin“ eine „Psychopathin“ wird. Auch hier sorgt Luchini, der schon ziemlich grandios die vielfältigen Verballhornungen der Dialoge verinnerlicht hat und ganz selbstverständlich und todernst von sich gibt, dafür dass „Das zweite Leben des Monsieur Alain“ nie in Peinlichkeit abgleitet, sondern hinter dem Witz immer die Tragik spüren lässt.
Rund und flüssig ist das inszeniert, andererseits packt Mimran aber auch mit der Geschichte von Alains Logopädin zu viel hinein und verliert im Finale den Faden.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 30.9., 19.30 Uhr