Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 25. Aug 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.8. - 1.9. 2022)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche den österreichischen Dokumentarfilm „Stories from the Sea", in dem Jola Wieczorek vier Frauen auf dem Mittelmeer begleitet. Beim Filmforum Bregenz brillieren dagegen Altstar Gérard Depardieu und Newcomerin Déborah Lukumuena in der Dramödie „Robuste".

Stories from the Sea: Eine junge Frau allein unter Männern als Lehrling auf einem Frachter im Mittelmeer, die Witwe Amparo allein auf einer Vergnügungsfahrt auf einem Kreuzfahrtschiff, zwei junge Frauen auf zwei Segelbooten. Geschichten werden erzählt, die Frau auf dem Frachter singt Karaoke und unterhält sich mit der vorwiegend philippinischen Besatzung, der eine Frau an Bord durchaus gefällt. Die Witwe erzählt den Mitreisenden, dass ihr zweiter Mann ein Priester war, dem sie beim Sex alles beibringen musste, aber selbst darin bestens geschult von ihrem ersten Mann war und einer der Männer auf den Segelbooten erzählt von einem Flüchtlingsboot, das vor Lampedusa in Brand geriet.
Kommentarlos begleitet Jola Wieczorek die Frauen mit der Kamera, zeichnet dahinfließend wie das Meer feine Porträts. Nicht weiter entwickelt werden die einzelnen Geschichten, sondern einfach stehen gelassen. Ruhig ist der Rhythmus, stark die körnigen Schwarz-Weiß-Bilder, die eine prächtige Stimmung erzeugen. – So fließt „Stories from the Sea" unaufgeregt dahin und zeichnet im Rhythmus der Wellen und ohne äußere Zwänge ein Bild vom freien weiblichen Leben und von Unabhängigkeit in einer männerdominierten Seefahrerwelt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 31.8., 18 Uhr + Do 1.9., 19.30 Uhr

Robuste: Außer ihre Körperfülle und ihre Einsamkeit verbindet den ausgebrannten Schauspieler Georges (Gérard Depardieu und die die afrikanischstämmige Mittzwanzigerin Aïssa (Déborah Lukumuena) nichts. Doch ein Auftrag führt sie zusammen: Eineinhalb Monate lang soll sich Aïssa als Ersatz für einen verreisten Kollegen um Georges als Personenschützerin kümmern. Sie soll ihn fahren, ihm beim Studium der Rolle helfen und dafür sorgen, dass er zu den Dreharbeiten rechtzeitig erscheint. Leicht ist das nicht, denn der selbstherrliche und griesgrämige Star haut immer wieder ab und geht seine eigenen Wege.
Mit viel Feingefühl und sichtlicher Liebe zu ihren angeschlagenen Protagonist:innen erzählt Constance Meyer von diesem ungleichen Duo, das sich langsam doch irgendwie näherkommt. Ganz auf die beiden Hauptdarsteller:innen Gérard Depardieu, mit dem die 38-jährige Regisseurin schon bei ihren Kurzfilmen zusammengearbeitet hat, und Déborah Lukumuena zugeschnitten ist „Robuste".
Blendend harmonieren das Urgestein des französischen Kinos und die Newcomerin. Depardieu, der teilweise eine Version von sich selbst spielt, rückt sich nicht selbstgefällig in den Vordergrund, sondern hält sich zurück und macht mit viel Gespür die Einsamkeit von Georges erfahrbar. Nicht verstecken muss sich hinter dem Alt-Star Déborah Lukumuena und begegnet ihm auf Augenhöhe. Einfühlsam vermittelt sie die Zerbrechlichkeit, die sich hinter der kämpferischen und starken Fassade, die Aïssa als Ringerin nach außen zur Schau stellt, versteckt.
Vom Spiel des Duos und von Meyers genauem Blick auf die beiden Protagonist:innen, die Simon Beaufils´ Kamera mit vielen Groß- und Nahaufnahmen immer wieder leinwandfüllend ins Bild rückt, lebt „Robuste" ebenso wie von der unaufgeregt-zurückhaltenden Erzählweise. Fast scheint es so, als ob Meyer nur zuschaut, was ihre beiden Darsteller:innen machen und doch ist diese Dramödie auch sorgfältig geschrieben und inszeniert.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 31.8., 20 Uhr


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