„Sunset Boulevard“ von A.L.Webber in der Inszenierung des Musiktheaters Vorarlberg (Foto: mtvo).
Walter Gasperi · 25. Jun 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.6. - 2.7. 2020)

Im Skino in Schaan läuft diese Woche unter anderem Andrea Štakas starkes Frauenporträt "Mare". Das Filmforum Bregenz startet nach der Corona-Pause mit "A Hidden Life – Ein verborgenes Leben", in dem sich Terrence Malick mit dem Leben und Sterben des von den Nationalsozialisten hingerichteten Franz Jägerstätter beschäftigt.

Mare: Andrea Štaka, deren Debüt "Das Fräulein" vor 14 Jahren beim Filmfestival von Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet wurde, erzählt in ihrem dritten Spielfilm von einer Mittvierzigerin, die in ihrem Familienalltag bei Dubrovnik gefangen ist, und von einem Ausbruch aus der Monotonie träumt.
Die körnigen und etwas verwaschenen Bilder des auf Super-16-mm gedrehten Films sorgen für ein Gefühl von Lebensnähe und Authentizität. Hautnah folgt die Handkamera von Erol Zubčević der in jeder Szene präsenten Mare. Vor allem auf ihr Gesicht fokussiert Štaka immer wieder und lässt den Zuschauer, unterstützt von der großartigen Marija Škaričić, die schon in Štakas letztem Film „Cure“ eine Hauptrolle spielte, in ihm lesen.
Die Schönheit von "Mare" liegt dabei gerade im Verzicht auf Spektakuläres, in der Fokussierung auf dem Alltäglichen, im genauen und ungeschönten Blick und der Verankerung des Films, der im und um das Haus von Štakas Cousine gedreht wurde, in einem realistisch gezeichneten Umfeld.
Eng geführt wird die Handlung, ganz auf Mare konzentriert sich Štaka, folgt ihren Wegen auf den Markt oder bei einem Besuch ihrer Eltern und lässt sie auch beiläufig ansprechen, dass sie früher in der Schweiz lebte und dort Geld verdiente.
So entsteht ein sehr differenziertes und vielschichtiges Porträt einer Frau im Spannungsfeld zwischen einer Familie, die sie liebt, und der Sehnsucht nach einem selbstbestimmten und befreiten Leben, zwischen Sorge um und Liebe für Kinder und Mann und eigenen Sehnsüchten und Begehren.
Nichts wirkt in diesem ebenso einfachen wie klaren Film aufgesetzt oder aufdringlich, sondern er erzeugt in der zurückhaltenden Inszenierung das Gefühl, dem Leben zuzuschauen.
Skino Schaan: Sa 27.6., 18.30 Uhr + So 28.6., 20.30 Uhr

Ein verborgenes Leben – A Hidden Life: Aus dem Schicksal des oberösterreichischen Bauern Franz Jägerstätter, der 1943 von den Nationalsozialisten wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet wurde, macht Terrence Malick ein existentielles Drama um Glaube und entschlossene Haltung bis zum Tod. Höchst problematisch ist, wie beim Amerikaner das nationalsozialistische Terror-Regime wie eine Urgewalt über die Menschen hereinbricht, soziale und historische Komponenten aber konsequent ausgespart werden, andererseits reißt der Film mit seiner visuell berauschenden Feier der Natur aber mit.
Nicht um die historische Geschichte geht es Malick, sondern um ihren zeitlosen und universellen Gehalt. Sehr holzschnittartig ist so auch die Ausgrenzung von Jägerstätter und seiner Familie durch die Dorfbewohner angelegt, wirklich überflüssig ist Karl Markovics als polternder NS-Bürgermeister. Als klischeehaft kann man das bezeichnen, doch Malick geht es eben ums Archetypische, darum zu zeigen, wie Menschen, die entschlossen ihren Weg gehen, gemobbt werden und welchen Belastungen und Kränkungen sie ausgesetzt sind.
Entsprechend dem Titel, der einem Zitat der britischen Schriftstellerin George Eliot entnommen ist, mag Jägerstätter ein verborgenes Leben geführt haben, dass es dennoch Wirkung zeigte, beweist letztlich auch Malicks Film und ist somit auch eine zeitlose Aufforderung nicht immer ja zu sagen, sondern gegen verbrecherische Machthaber Haltung zu beweisen. Nicht in Engagement und Aktivismus zeigte sich dieser Widerstand freilich bei Jägerstätter, sondern einzig und allein darin, dass er sich verweigerte, nicht die Stimme erhob, sondern eben schwieg.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 2.7., 20 Uhr