Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 25. Okt 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.11. - 8.11. 2009)

Die Legende von Paul und Paula: Eine allein erziehende Mutter von zwei Kindern verliebt sich in einen verheirateten Staatsbeamten. Paula fühlt sich wie neu geboren, bedient ihre Kunden im Kaufhaus plötzlich freundlich und erträumt sich das Glück mit ihrem Geliebten. Der zögert allerdings lange, erklärt „er könne sich in seiner Position diese Liebe nicht leisten", bis auch er sich aus den gesellschaftlichen Zwängen befreit.
Einer der größten Erfolge der DEFA war Heiner Carows nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf entstandener Liebesfilm. In der Mischung von Alltagsschilderung und Musikeinlagen, von Realität und Traum, aber auch in seinen bunten Farben trägt er die Aufbruchsstimmung der 68er-Generation in die DDR. Gar nicht gern gesehen wurde das von der Parteispitze. An die Redaktionen der parteigelenkten Presse ging die Weisung, den Film nicht mehr – wie unmittelbar nach der Premiere – zu feiern und Heiner Carow durfte sein nächstes Projekt nicht drehen, während die Hauptdarsteller Angelica Domröse und Winfried Glatzeder es vorzogen, die DDR zu verlassen. (Quelle: Metzler Filmlexikon)
Spielboden Dornbirn: Do, 3.11. + Do, 12.11. – jeweils 20.30 Uhr


Yasmin: Obwohl die junge Pakistani Yasmin sich völlig an die englische Lebensweise assimiliert hat, wird sie nach 9/11 von den Briten schikaniert, als „Freundin Osamas“ – ein Name, mit dem sie nichts anfangen kann – beschimpft und vom Arbeitgeber in Urlaub geschickt. Als ihr Cousin Faysal, den sie nur zur Erleichterung seiner Einwanderung geheiratet hat, verhaftet wird, wandelt sich langsam ihre Haltung gegenüber den Briten und sie bekennt sich zu ihrer islamischen Herkunft.
Kenny Glenaans Film steht in der Tradition des sozialrealistischen britischen Kinos eines Ken Loach oder Mike Leigh. Genau schildert er das Milieu und zeichnet präzise und unsentimental die Auswirkungen von 9/11 auf die sozialen Verhältnisse und Individuen nach. Auf Schwarzweißmalerei verzichtet Glenaan dabei völlig, leuchtet vielmehr differenziert das Problemfeld aus und macht so auch die britischen Positionen verständlich. Eindrücklich wird dabei auch aufgezeigt, wie das scharfe Vorgehen gegen die Moslems die Spannungen und die Radikalisierung fördern, bei der Titelfigur aber auch zu einer Identitätsfindung führen.
Spielboden Dornbirn: Do, 5.11.; Di, 10.11.; Sa, 28.11. – jeweils 20.30 Uhr


Lol: Der Titel von Lisa Azuelos Feelgood-Movie über Teenager-Nöte und Eltern-Sorgen spielt einerseits auf die SMS-Abkürzung für „Laughing out Loud“, andererseits auf den Spitznamen der Titelfigur Lola an. Durch ein Schuljahr begleitet der Film diesen Teenager, versetzt den Zuschauer durch Lols Voice-over und Tagebucheintragen in ihre Position. Da geht es um Schulprobleme und Liebeskummer, um starke Mädchenfreundschaft und eine dumme Tussi und natürlich auch um den Ärger mit der allein erziehenden Mutter. Einseitig ist Azuelos dabei nicht, räumt auch der Elterngeneration viel Raum ein, pendelt zwischen verschiedenen familiären Verhältnissen, so dass sich „Lol“ zu einer ganz heutigen Version solcher Klassiker wie „Her mit den kleinen Engländerinnen“, dem mit einer Englandfahrt Reverenz erwiesen wird, und natürlich „La Boum“ fügt. Den Bezug zu letzterem schafft natürlich auch und vor allem die Besetzung der Mutter mit dem damaligen Teenager Sophie Marceau. Billiger Abklatsch dieser Vorbilder ist „Lol“ aber nie, sondern eine erfreulich frische, von den unverbrauchten Schauspielern natürlich gespielte und in ihrer Thematik zeitlose und universelle charmante Komödie.
TaSKino im Feldkircher Kino Namenlos: Fr, 6.11. – Do, 12.11.