Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 18. Okt 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.10. - 25.10. 2009)

Vengo: Tony Gatlif verknüpft die fast dokumentarische Schilderung der andalusischen Zigeuner und ihres mitreißenden Flamenco mit einer Rachegeschichte. Während allerdings in den Tanz- und Musikszenen die ganze Leidenschaft und Kraft, die im Flamenco stecken, spürbar werden und die Musikanten mit ihren zerfurchten Gesichtern diesen Szenen zusätzliche Authentizität verleihen, bleibt die fiktive Geschichte dürftig. Erzählt  wird hier von Caco, der um seine verstorbene Tochter trauert und sich um den behinderten Sohn seines Bruders kümmert, der flüchten musste, weil er einst ein Mitglied einer anderen Familie getötet hat. Die Folge davon ist, dass diese Familie nun Caco bedrängt, der für seinen Bruder mit dem Leben bezahlen soll.
Da sich die Flamenco-Ebene und die Rachegeschichte nie zu einer Einheit fügen, verliert „Vengo“ jedes Zentrum und zerfällt in Einzelteile. Ein durchgängiger Erzählfluss kann so nie entstehen und in Erinnerung bleiben vor allem die Musik- und Tanzszenen und die authentischen Figuren. Einblick in das Alltagsleben der Zigeuner oder in die Kultur Andalusiens gewährt Gatlif dagegen kaum.
Spielboden Dornbirn: Di, 20.10., 20.30 Uhr


Alle anderen: Ein Paar, Chris und Gitti, beide so um die 30, verbringt den Urlaub auf Sardinien. Die Ferienvilla der Eltern von Chris ist der zentrale Schauplatz. Von dort aus macht man Ausflüge in die Stadt oder eine Wanderung. Wenn man so nah aufeinander sitzt, beginnt das Gefühlsbarometer immer wieder mal in unterschiedliche Richtungen auszuschlagen. Und dann taucht da auch noch ein anderes "befreundetes" Paar auf, das eine ganz andere Beziehung vorlebt.
Wie Maren Ades zweiter Spielfilm räumlich auf einen engen Raum konzentriert ist, so ist er es auch inhaltlich. Einziges Thema sind die Gefühle, das Hin und Her in der Liebe, das Begehren, aber auch die Unsicherheit, das Nicht-genau-Wissen, ob man den anderen wirklich kennt und liebt, ob man mit ihm wirklich zusammenleben will. So entwickelt sich dank großartiger Darsteller (Birgit Minichmayr und Lars Eidinger) ein labiles Gefüge, zwischen Turteln und Spielereien, Rollenspielen und echter Unsicherheit changierend, bei dem man nie genau weiß, welche Wendung es nehmen wird.
Ganz im Stil der Berliner Schule verzichtet Maren Ade dabei auf Filmmusik, evoziert eine flirrende Sommerstimmung, die „Alle anderen“ eine für einen deutschen Film untypische, eher an französische Filme erinnernde Leichtigkeit verleiht, schaut in erster Linie, zu statt zu dramatisieren und scheint die Dinge - oder genauer die Beziehungsänderungen - nicht zu steuern, sondern den Schauspielern zu überlassen und so auf den Film zukommen zu lassen. Diese Offenheit verleiht „Alle anderen“ große Frische und Natürlichkeit, unübersehbar schwer tut sich dieses Beziehungsdrama aber damit, ein Ende zu finden.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 22.10., 20 Uhr + Sa, 24.10., 22 Uhr


Stella: Die elfjährige Stella, die in den 70er Jahren im Kneipenmilieu ihrer Eltern aufwächst, soll auf ein gutbürgerliches Pariser Gymnasium. So kommt Stella in eine völlig fremde Welt, in der sie unterzugehen droht. Von Mitschülerinnen wird sie gehänselt, und auch der schulische Erfolg ist zumindest zunächst alles andere als erfreulich.
Eindringlich zeigt Sylvie Verheyde in ihrem autobiographisch beeinflussten Spielfilm, wie das soziale Milieu, in dem man aufwächst, einen Menschen prägt, wie es Chancen schafft oder verbaut, und wie schwer es ist, daraus auszubrechen. Durch die konsequente Erzählweise aus der Perspektive Stellas, eine Handkamera, die der Protagonistin nah folgt und die Emotionen direkt auf den Zuschauer überträgt, sowie eine exzellente Hauptdarstellerin vermittelt die französische Regisseurin intensiv eine Innensicht von Stellas Gefühlen und Gedanken. Statt Schwarzweißmalerei bestimmt eine differenzierte Ausleuchtung der Situation den Film, und auch auf billige Lösungen verzichtet Verheyde, wenn sie am Ende weder alle Türen zuschlägt, noch ein Happy End anbietet, sondern die Chance auf eine positive Entwicklung andeutet, aber auch deren Gefährdung nicht totschweigt.
TaSKino im Feldkircher Kino Namenlos: Fr, 23.10. – Do, 29.10.