Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 20. Okt 2009 · CD-Tipp

Jan Garbarek Group: Dresden. In Concert

In den 40 Jahren seit Erscheinen seines ersten Albums hat Jan Garbarek beinahe ebenso viele Platten veröffentlicht, erstaunlicherweise aber erst jetzt auch einmal den Live-Mitschnitt eines Konzertes vorgelegt. Das ist deshalb verblüffend, weil der Norweger zu jenen Musikern zählt, die regelmäßig mehrere Monate im Jahr auf Tournee gehen, die Live-Atmosphäre und die musikalische Interaktion auf der Bühne lieben und den direkten Kontakt zum Publikum suchen.

Das ist auf diesem am 20. Oktober 2007 im Alten Schlachthof in Dresden aufgenommenen,  knapp mehr als zwei Stunden langen Doppelalbum nun auch durchwegs spürbar und es bietet alles, was Garbarek-Fans am mittlerweile auch schon mehr als sechzigjährigen Norweger lieben. Dabei darf man sich längst nicht mehr auf den Klischee-Begriff des „Nordischen“ kaprizieren, wenngleich natürlich auch das melancholische Element des lyrischen Melodikers zum Tragen kommt. Prägend ist vor allem auch ein personeller Wechsel in der Group. Den Platz der gerne mit dezenten, aber wirkungsvollen Akzenten operierenden Rhythmikerin Marilyn Mazur hat der kraftvoll-explosive Manu Katché eingenommen, und Langzeit-Bassist Eberhard Weber musste kranheitsbedingt durch den jungen, in Portugal lebenden Brasilianer Yuri Daniel ersetzt werden. Einzig Rainer Brüninghaus, der Magier an den Tasten, hält auch noch nach mittlerweile zwanzig Jahren die Stellung. Mit ihrem ungeheuer energievollen und leidenschaftlichen – teils fast schon ein bisschen fusionrockmäßig klingenden – Gruppensound liefern sie Jan Garbarek die notwendigen Impulse und Reibungspunkte für seine solistischen Höhenflüge, die zumeist verblüffend frisch und unverbraucht klingen. Manches kennt man schon von älteren Alben, Garbarek steuert aber auch fünf neue Kompositionen bei – darunter „Nu Bein“, das er auf einer norwegischen Obertonflöte spielt.

(ECM 2100/01 290 9572)