Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 21. Apr 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.4. - 28.4. 2022)

Beim FKC Dornbirn, Spielboden und Filmforum Bregenz ist diese Woche Pedro Almodóvars Melodram "Parallele Mütter" zu sehen. In der LeinwandLounge in der Remise Bludenz steht der Dokumentarfilm "The Alpinist" auf dem Programm, der spektakuläre, schwindelerregende Kletterbilder bietet.

Madres paralelas: Pedro Almodóvar entwickelt um zwei gegensätzliche Mütter (Pénelope Cruz und Milena Smit) ein Drama um Mutterschaft, Identitäten und Familienkonzepte und stellt dabei auch die Gegenwart der düsteren Zeit des Spanischen Bürgerkriegs gegenüber.
Die Konstruktion des Films mit Parallelen und Gegensätzen ist unübersehbar, doch Almodóvar spielt so souverän damit, dass diese Künstlichkeit nie stört. Leichthändig und bewegend kann er mit dieser Anlage Fragen der Mutterschaft, der Mutter-Kind-Beziehung verhandeln und mit der intensiven Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen auch ein neues Familienkonzept präsentieren. Dieser Offenheit des heutigen Lebens in Madrid steht mit einer Reise aufs Land und in die Vergangenheit am Ende die Erinnerung an die traditionelle Großfamilie mit vielen Verwandten gegenüber. Am Rande bleiben bei dieser leidenschaftlichen Hommage an die Frauen – wie oft bei diesem Regisseur – freilich die Männer.
Zum Genuss macht dieses Drama Almodóvars typische und gewohnt superbe visuelle Gestaltung. Da ist wieder jeder Farbtupfer präzis gesetzt, die blauen und roten Kissen in der Stadtwohnung ebenso aufeinander abgestimmt wie die gelbe, grüne und rote Vase. Aber nicht stylisch und postkartenmäßig wirken diese leuchtenden Farben und die elegante Ausstattung beim Spanier, sondern eben stilvoll. Und elegant werden dabei auch mit moderner Wohnung auf der einen Seite und malerischem dörflichem Haus am Ende, nicht nur Land und Stadt, sondern auch Moderne und Tradition, Gegenwart und Geschichte einander gegenübergestellt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 27.4., 18 Uhr + Do 28.4., 19.30 Uhr
Spielboden Dornbirn: Do 28.4., 19.30 Uhr + Mi 11.5., 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 28.4., 20 Uhr

The Alpinist: Mit schwindelerregenden Bildern und Interviews porträtieren Peter Mortimer und Nick Rosen in ihrem Dokumentarfilm den kanadischen Kletterer Marc-André Leclerc.
Zwei Jahre begleiteten die beiden Filmemacher den öffentlichkeitsscheuen Kletterstar bei seinen riskanten Alleingängen. Sie zeigen ihn nicht nur bei seinen Touren in den kanadischen Rockies, sondern folgen ihm auch bei einer Winter-Erstbesteigung am Torre Egger in Patagonien. Die unterschiedlichen Arten des Kletterns und deren Schwierigkeiten stellt das Duo dabei eindrücklich vor, wenn Felsklettern bald durch Eisklettern abgelöst wird und schließlich Touren im sehr schwierigen gemischten Gelände folgen.
Hautnah ist die Drohnen-Kamera in der Vertikalen an Leclerc dran. Schwindelgefühle können diese Bilder vom ungesicherten Klettern, bei dem jeder falsche Griff oder Tritt tödlich wäre, auslösen. Spürbar wird in diesen Szenen aber auch die konsequente Fokussierung auf die jeweils nächste Bewegung, das ultimative Leben im Hier und Jetzt. Weniger nachvollziehbar bleibt, dass der Kletterer in diesen Momenten – wie behauptet wird – Entspannung und größte Freiheit empfindet.
Gerne würde man Leclerc ausführlicher bei seinen Touren zusehen und etwas zu oft unterbrechen die Filmemacher diese Szenen durch Interviews mit zahlreichen anderen Kletterern, darunter auch Alex Honnold und Reinhold Messner. Teilweise bleibt es da bei bewundernden kurzen Statements, aber zumindest Messner bietet auch Einblick in die Ambivalenz dieser Sportart, während sich durch die Aussagen von Leclercs Freundin und Mutter der Film zu einem spannenden Porträt weitet. – Allzu gedehnt und pathetisch ist aber das Finale, über das hier nichts verraten werden soll.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 27.4., 19 Uhr

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