Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 21. Jun 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22. - 28.6. 2009)

XXY: Eine Coming-of-Age-Geschichte der besonderen Art erzählt die Argentinierin Lucía Puenzo in ihrem ersten Spielfilm. Denn die 15-jährige Alex, die eindringlich gespielt wird von Inés Efron, ist Mann und Frau zugleich. Den in einem solchen Fall in der Regel vorgenommenen medizinischen Eingriff hat ihr Vater abgelehnt, denn er wollte und will seiner Tochter die Freiheit lassen im Erwachsenenalter selbst über ihr Geschlecht zu entscheiden. Die Gesellschaft freilich duldet die Andersartigkeit von Alex nicht, mobbt den Teenager, sodass die Familie am Beginn des Films wieder einmal umgezogen ist und sich in einer uruguayischen Küstenstadt niederlässt. Aber einerseits ist hier die Intoleranz nicht geringer, andererseits erwachen in Alex auch die Gefühle und das Begehren, sodass eine Entscheidung notwendig wird. – Direkt, aber fern von allem Spekulativen und die schwierige Balance zwischen Nähe und Distanz souverän wahrend weitet sich diese Coming-of-Age-Geschichte zu einer Auseinandersetzung mit der sogenannten „Normalität“ und zu einem entschiedenen, aber nie penetranten Plädoyer für Toleranz.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: bis Do, 25.6.


Lornas Schweigen: Weil die junge Albanerin Lorna einen belgischen Pass will, lässt sie sich auf schmutzige Geschäfte ein. Zunächst heiratet sie einen Junkie, der bald beseitigt werden soll, weil eine schöne Summe Geld fließt, wenn Lorna einem Russen durch Heirat ebenfalls zu einem belgischen Pass verhilft. Es scheint kein Entkommen aus dem Teufelskreis von Abhängigkeiten und Tauschhandel zu geben, doch langsam meldet sich bei Lorna das Gewissen … Die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne erweisen sich mit diesem mit einer kaum zu übertreffenden Prägnanz und Knappheit inszenierten Drama, in dem die in praktisch jeder Szene präsente Arta Dobroshi in der Hauptrolle brilliert, erneut als Meister des sozialrealistischen Kinos und erlauben sich am Ende, wenn die Geschichte von der Stadt aufs Land führt, mit dem Einsatz von Filmmusik auch ein Novum, in dem sich eine neue Richtung in ihrem Werk andeuten könnte.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 24.6., 20 Uhr; Fr, 26.6. und Sa, 27.6. - jeweils 22 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 10.7. - Di, 14.7.


Samaria: In drei Kapiteln erzählt der Koreaner Kim Ki-duk in konzentrierter Bildsprache von zwei jugendlichen Prostituierten und einem rächenden Vater. Unübersehbar stellt Kim dabei eine barmherzige, neutestamentarische Samariterin einem alttestamentarischen Gerechtigkeitsdenken gegenüber. Durch die distanzierte und elliptische Erzählweise, die Reduktion jeder Szene auf ihre Essenz und den Verzicht auf Psychologisierung wird „Samaria“ zu einer zwingenden Parabel über Schuld und Sühne, die trotz der strengen Form durch den Rhythmus der Bildfolgen poetisch und leicht wirkt und trotz der Klarheit der genau komponierten Einstellungen Irritation auslöst und ein Rätsel zurücklässt.
Spielboden Dornbirn: Mi, 24.6.; Fr, 26.6. – jeweils 20.30 Uhr


Weiters:
The Duchess – Kino Madlen, Heerbrugg: Mo, 22.6., 20.15 Uhr
The Illegals – Spielboden Dornbirn: Di, 23.6., 19.30 Uhr
No More Smoke Signals – Takino Schaan: Do, 25.6., 20.30 Uhr; Sa, 27.6. – Mo, 29.6. – jeweils 18.30 Uhr
Parlez-moi de la pluie – Takino Schaan: Fr, 26.6. – Di, 30.6. – jeweils 20.30 Uhr
Gran Torino – TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 26.6. – Do, 2.7.