Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 20. Jun 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.6. - 27.6. 2019)

FKC Dornbirn und Spielboden Dornbirn zeigen diese Woche Nikolaus Geyrhalters bildmächtigen Dokumentarfilm „Erde“. Der Bahnhof Andelsbuch zeigt zum 20-jährigen Bestehen der Hans Bach Lichtspiele unter anderem Buster Keatons Stummfilmklassiker „The General“, der zwei Wochen später auch, begleitet von Live-Musik von Peter Madsen & CIA, das Spielboden-Open-Air-Kino, eröffnen wird.

Erde: In sieben Kapiteln dokumentiert Nikolaus Geyrhalter die Eingriffe des Menschen in die Erde mittels gewaltigen Erdbewegungen. Mit 156 Millionen Tonnen Erdverschiebungen pro Tag ist der Mensch nämlich noch vor Wasser, Erde und Luft, die zusammen täglich 50 Millionen Tonnen Erde bewegen, der wichtigste geologische Faktor.
Von einer 2000 Hektar großen Baustelle im kalifornischen San Fernando Valley, in dem Berge versetzt werden, um Platz für eine neue Stadt zu schaffen, über Braunkohle-Abbau in Ungarn und Marmorgewinnung in Carrara bis zum Brenner-Basistunnel spannt Geyrhalter den Bogen. Dass diese menschlichen Eingriffe nicht folgenlos bleiben, wird spätestens in den letzten beiden Kapiteln klar, wenn die Atomlagerung in einem stillgelegten deutschen Salzbergwerk und die Ölgewinnung aus Ölsand im kanadischen McKay dokumentiert werden.
In den für diesen Regisseur charakteristischen statischen Totalen wird ein Eindruck vom Ausmaß der Erdverschiebungen vermittelt, während Arbeiter und Ingenieure in Interviews, die sie direkt in die Kamera sprechen, von ihrer Faszination für die Arbeit sprechen, aber auch darauf hinweisen, dass das immer ein Kampf mit der Erde sei.
Eindringlich vermittelt Geyrhalter in seinem bildmächtigen Dokumentarfilm, wie hier die Erde im wahrsten Sinne des Wortes verwundet wird, wie sie ausgebeutet wird und ihr Gewalt angetan wird. Selten konnte man so intensiv erleben, welch aggressiver Akt solche Erdbewegungen sind und wenn man mit Baggern nichts mehr ausrichtet, setzt man Dynamit ein. Zweimal fliegen so förmlich auch dem Zuschauer Gesteinsbrocken direkt um die Ohren.
Spielboden Dornbirn: Di 25.6., 19.30 Uhr
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 26.6., 18 Uhr + Do 27.6., 19.30 Uhr



The General:
Als "Der Mann der niemals lachte" ging Buster Keaton in die Filmgeschichte ein und auch in seinem während des Amerikanischen Bürgerkriegs spielenden Stummfilm-Meisterwerk präsentiert er sich als „The Great Stoneface“. Auf das Insert "There were two loves in his life: His steam engine and" folgt kein weiteres Insert, sondern ein Bild von Johnny Grays (Buster Keaton) großer Liebe Annabelle Lee (Marion Mack). Nichts mehr will sie aber mit Johnny zu tun haben, solange er nicht in die Armee der Südstaaten eintritt. Dort will man ihn aber nicht nehmen, da er als Lokomotivführer wichtiger ist als als Soldat. Wie wichtig er sein kann, wird man erfahren, wenn seine Lok "The General" und Annabelle Lee von den Nordstaaten entführt werden und Johnny die Verfolgung aufnimmt.
Fast den ganzen Film macht diese Verfolgungsjagd zwischen den Fronten der gegnerischen Armeen aus. Zwischentitel sind hier kaum mehr nötig, denn "The General" ist pure Bewegung und läuft sich dennoch nie tot wie vielfach Verfolgungsjagden im modernen Actionkino. Denn jedes Detail hat hier seine Funktion innerhalb des Handlungsablaufs, jeder Szene merkt man die Liebe und auch die Präzision an, mit der sie gestaltet wurde und schier überbordend ist schließlich der Einfallsreichtum von Keaton. Da hetzt er zuerst zu Fuß der geraubten Lokomotive nach, nimmt dann eine Draisine zu Hilfe, wechselt bald auf ein Hochrad und klaut schließlich seinerseits eine Lok. Als es ihm dann gelingt seinen "General" und seine Annabelle zurückerobern ist der Film freilich längst noch nicht zu Ende, wird doch nun aus dem Jäger ein Gejagter, dem zudem noch das Brennholz für den Ofen auszugehen droht.
Bahnhof Andelsbuch: Fr 21.6., 21 Uhr
Spielboden Dornbirn (Open-Air-Kino): Do 4.7., 21 Uhr (mit Live-Musik von Peter Madsen & CIA)

Weitere Filmkritiken, Festivalberichte, DVD-Besprechungen und Regisseur-Porträts finden Sie auf meiner Website https://www.film-netz.com.