Demnächst in den Kinos: Die deutsch-französische Coming-of-Age-Geschichte "Tandem – In welcher Sprache träumst du?" (Foto: Julien Poupard, Les Films de Pierre, Port au Prince Pictures)
Walter Gasperi · 18. Okt 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.10. - 25.10. 2018)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Terry Gilliams endlich fertiggestelltes Langzeitprojekt "The Man Who Killed Don Quixote". In der Bludenzer LeinwandLounge steht Xavier Legrands packendes Familiendrama "Nach dem Urteil - Jusq´á la garde" auf dem Programm.

The Man Who Killed Don Quixote: „And now…, after 25 years of doing and undoing” – schon der Vorspann bringt die schwierige und langwierige Produktionsgeschichte von Terry Gilliams Lebensprojekt ins Spiel. Nicht im 17. Jahrhundert, sondern in der Gegenwart spielt seine Auseinandersetzung mit dem spanischen Nationalepos. Im Mittelpunkt steht der Werbefilmer Toby (Adam Driver), der in der Nähe des spanischen Dorfes, in dem er vor zehn Jahren mit regionalen Laiendarstellern einen Schwarzweißfilm über Don Quixote gedreht hat, nun einen Werbeclip drehen soll. Als er sich auf die Suche nach den Spuren seiner Vergangenheit macht, vermischen sich zunehmend Gegenwart, Erinnerungen und Träume.
Weil Gilliam in seiner Fabulierfreude nicht zu bremsen ist, zerfällt sein Film in eine Fülle einzelner Szenen, die sich aber nicht zu einem kohärenten Ganzen fügen. Surreale Momente stehen neben Anspielungen auf die aktuelle Flüchtlingskrise und islamistischen Terror, mal lässt er den Zuschauer in seine fantastische Welt eintauchen, mal bricht er den Illusionscharakter. An Episoden, originellen Figuren und visuellen Einfällen überreich ist dieser durchgeknallte Abenteuerfilm, der auch eine Ode an die Fantasie und das Geschichtenerzählen ist, und sichtlich mit Vergnügen bei der Sache sind die Schauspieler, doch am Ende bleibt bei dieser grenzenlosen Lust am Exzess doch nur viel Augenfutter und ein inhaltlicher Scherbenhaufen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 19.10., 22 Uhr

Nach dem Urteil – Jusqu´à la garde:  In einem Sorgerechtsstreit wird dem Vater das Recht zugesprochen, jedes zweite Wochenende mit dem elfjährigen Sohn Julien zu verbringen. Eine richtige Entscheidung?
Im Mittelpunkt steht in der Folge Julien, der über das Besuchsrecht des Vaters zum Bindeglied und Hauptleidenden wird. Mit „Mein Schatz“ begrüßt ihn zwar der Vater immer, wenn er ihn abholt, doch viel zu sagen hat er danach nicht. Nichts scheinen sie an diesen Wochenenden gemeinsam zu unternehmen oder zu reden, hauptsächlich versucht er seinen Sohn über seine Ex-Frau, die jeden Kontakt zu ihm verweigert, auszuhören.
Immer wieder sieht man diesen Antoine mit Julien im Kastenwagen. Denis Ménochet macht die sich steigernde Unruhe und Wut des Vaters und dessen autoritären Charakter ebenso eindrücklich erfahrbar wie Thomas Gioria die Anspannung, Angst und Hilflosigkeit Juliens. Spüren kann man förmlich einerseits seine Beklemmung in Gegenwart des Vaters, andererseits wie es im Vater brodelt.
Unglaubliche Dichte entwickelt dieses Drama in der Konzentration auf diese familiären Beziehungen. Aufs Wesentliche reduziert, ja fast schon skelettiert, ist die Handlung. Hier gibt es keine überflüssige Szene, kein Beiwerk. Der Fokus gilt ganz auf den vier Mitgliedern der zerbrochenen Familie, Großaufnahmen ihrer Gesichter dominieren, das soziale Umfeld wird ausgespart.
Meisterhaft steigert Xavier Legrand die Spannung, wenn Antoine, mit dem man zunächst durchaus noch Mitgefühl haben kann, zunehmend aggressiver wird und offensiver ins Leben seiner Ex-Frau und der gemeinsamen Kinder eindringt.
Kein leicht zu konsumierender, sondern ein gerade durch die nüchtern distanzierte Inszenierung und die differenzierte Figurenzeichnung heftiger Film ist das. Auf Spektakel verzichtet Legrand, bleibt ganz im Alltäglichen und blickt kompromisslos auf eine Realität, die sich meist hinter verschlossenen Wohnungstüren abspielt.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 24.10., 19 Uhr