Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 16. Mai 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.5. - 23.5. 2019)

FKC Dornbirn und Takino Schaan zeigen diese Woche Satirisches. In Schaan rechnet die Makedonierin Teona Strugar Mitevski in „God Exists, Her Name is Petrunya“ mit der Macht der Kirche und der Männer in ihrem Heimatland ab, in Dornbirn dagegen zeichnet Paolo Sorrentino in "Loro - Die Verführten" in gewohnt überbordendem Bilderbogen ein bissiges Bild Silvio Berlusconis und der hedonistischen italienischen Gesellschaft.

God Exists, Her Name Is Petrunya: Im Mittelpunkt des fünften Spielfilms der Makedonierin Teona Strugar Mitevski steht die arbeitslose 32-jährige Historikerin Petrunija. Mehr zufällig als gezielt gerät sie in eine orthodoxe Zeremonie, bei der Männer am Dreikönigstag in einem eiskalten Fluss nach einem Holzkreuz tauchen. Spontan springt Petrunija auch hinein und erwischt zum Entsetzen der Männer als erste das Kreuz. Man will es ihr entreißen, doch sie entkommt, wird aber bald von Polizisten aufs Revier gebracht, während eine TV-Journalistin groß über die Sache und die Benachteiligung der Frauen in Makedonien berichten will.
So entwickelt sich eine geschickt aufgebaute, mehr vom Drehbuch als der Inszenierung lebende bissige Satire auf die machistischen makedonischen Männer, die sich bald tobend vor dem Polizeirevier versammeln, aber auch auf die Rolle der Kirche und der Behörden. Die selbstbewusste Petrunija, für die mehr die Chinesische Revolution als Alexander der Große ein Vorbild ist, lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen und bietet den Gegnern unerschrocken die Stirn. – Ein kleiner, aber feinsinniger und höchst unterhaltsamer Film, dem man nicht nur aufgrund ihrer starken und von Zorica Nusheva stark gespielten Protagonistin gerne folgt.
Takino Schaan: Fr 17.5. + Mo 20.5. – jeweils 18.30 Uhr

Loro – Die Verführten:
Der Titel “Loro“, übersetzt „Die anderen“ oder „sie“ gibt schon die Perspektive vor: Von außen blickt der Italiener Paolo Sorrentino auf den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und zeichnet nicht dessen Leben nach, sondern nimmt nur Versatzstücke daraus, deutet seine Macht als Medienmogul, der das Fernsehen infantilisierte, ebenso an wie in einem Gespräch mit einem afrikanischen Fußballer seine Rolle als Boss des AC Milan und spart auch die berüchtigte Geburtstagsfeier einer 18-Jährigen, bei der der 70-Jährige Sex mit diesem Geburtstagskind hatte, nicht aus.
Vor allem zelebriert Sorrentino aber das, was schon an „La grande bellezza“ und „Youth“ so begeisterte und mitriss. Mit treibender Musik und seinem großartigen Kameramann Luca Bigazzi schafft er immer wieder grandiose und intensive, barock-überbordende Bilder mit schönen Menschen in exquisiten Villen und Interieurs einer ganz auf Hedonismus ausgerichteten Gesellschaft, in der es nur um Sex, Drogen, äußere Schönheit und schnellen Genuss geht.
Mehr als nur Gefahr läuft „Loro“ dabei freilich selbst auch ein kraftvoller, aber auch oberflächlicher Bilderbogen zu werden, in dem lustvoll und voyeuristisch immer wieder vorwiegend nur mit Bikinis bekleidete oder nackte junge Frauen ausgestellt werden.
Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt aber nicht nur dieser lüsterne Blick auf die Frauen, sondern auch das Fehlen einer echten Erzählstruktur: Szene reiht sich da an Szene, aber zu einem schlüssigen, sich konsequent auf einen Höhepunkt hin entwickelnden Ganzen mag sich der zweieinhalbstündige Film nicht fügen. - Großartig ist freilich wie gewohnt Sorrentinos Stammschauspieler Toni Servillo, der mächtig geschminkt Berlusconi mit sichtlichem Vergnügen spielt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 22.5., 18 Uhr + Do 23.5., 19.30 Uhr

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