Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 14. Feb 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.2. - 21.2. 2010)

Soul Kitchen: Probleme, nichts als Probleme hat der griechischstämmige Hamburger Kneipenbesitzer Zinos (Adam Bousdokus): die Freundin nimmt eine Korrespondentenstelle in Shanghai an, das Finanzamt will Geld sehen, ein Immobilienhai will ihm sein Lokal abluchsen, sein kleinkrimineller Bruder (Moritz Bleibtreu) bittet ihn um einen nicht ganz astreinen Gefallen – und dann schmerzt auch noch zunehmend die Bandscheibe.
Ganz schön rund geht es in diesem waschechten Feelgood-Movie von Fatih Akin. Von seinen schweren Filmen „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ wollte er sich mit dieser Liebeserklärung an seine Heimatstadt und an den Lebensgenuss wohl richtig freispielen. Ganz so nachhaltig wie die anderen beiden Filme hakt sich „Soul Kitchen“ damit wohl nicht im Gedächtnis fest, aber Nahrung für die Seele bietet diese warmherzige Komödie dank der lustvollen Inszenierung und bestens aufgelegter Schauspieler wie Birol Ünel als Gourmetkoch, der sein Küchenmesser immer mal wieder als Wurfwaffe einsetzt, oder Monica Bleibtreu mit einem letzten resoluten Kurzauftritt allemal. Nicht zu bändigen scheint die Fabulierlust Akins, auch vor Klamauk schreckt er nicht zurück, fein abgerundet wird dieser energievolle, vorzüglich in das Ambiente von Hamburg eingebettete Multi-Kulti-Heimatfilm der anderen Art dabei durch einen starken Soundtrack, dessen Bandbreite von Soul über griechische Musik bis zu diversen Versionen von „La Paloma“ oder Hans Albers´ „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ reicht.
Takino Schaan: Mo, 15.2. + Di, 16.2. – jeweils 20 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 17.2., 20 Uhr; Fr, 19.2., 22 Uhr; So, 7.3., 11 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 26.3. – Do, 1.4.


Mein Vater: Erst 63 ist Busfahrer Richard (Götz George), und doch wird er jetzt frühpensioniert, da er mehrfach Haltestellen einfach ausgelassen hat. Seinem Sohn Jochen (Klaus J. Behrendt) und dessen Familie gegenüber verschweigt er seine Pensionierung. Verwundert stellt Jochen zwar fest, dass Papa die Zeitung in den Kühlschrank gelegt hat, denkt sich dabei aber nicht allzu viel, bis er seinen Vater im Krankenhaus abholen muss: Dort landete er, weil man ihn verwirrt auf einer viel befahrenen Straße aufgriff. Nach einem Gesundheitstest, bei dem Richard auf Fragen nach Wochentag oder Jahreszeit nicht antworten kann, steht die Diagnose Alzheimer fest. Als sich Richards Zustand sukzessive verschlechtert, nehmen ihn Jochen mit seiner Frau und Sohn Olli in ihrem neuen Einfamilienhaus auf, doch bald droht die Familie an dieser zunehmenden Belastung zu zerbrechen.
Andreas Kleinert beweist einen bestechenden Blick für Details, das ganz Alltägliche und den schleichenden Verlauf der Krankheit. Dank eines perfekt aufgebauten Drehbuchs, dessen ebenso präziser wie stringent alles nebensächliche aussparenden Umsetzung durch Kleinert und getragen von großartigen Darstellern entwickelt sich ein gänzlich unsentimentales, aber sehr einfühlsames und  in seinem Realismus zutiefst bewegendes Drama, das keine einfachen Lösungen anbietet, sondern die Problematik differenziert von beiden Seiten beleuchtet.
Spielboden Dornbirn: Mi, 17.2., 20.30 Uhr


Bright Star: Eine tragisch endende Liebe gibt in der Kunst immer mehr her als eine glückliche, sich langsam in einen Alltagstrott verflüchtigende. Von nichts anderem als von einer solchen Liebe erzählt auch die Neuseeländerin Jane Campion: Da verliebt sich in einem Londoner Vorort des frühen 19. Jahrhunderts die junge Schneiderin Fanny Brawne in den mittellosen romantischen Schriftsteller John Keats. Die Mutter Fannys ist ebenso gegen die Beziehung zu einem Mann, der ihre Tochter nicht ernähren kann, wie der Mentor des Schriftstellers, der in der jungen Frau nur einen Störfaktor für die schriftstellerische Tätigkeit seines Schützlings sieht. Trotzdem kommen sich Fanny und John langsam näher, bis John an Tuberkulose erkrankt...
Leicht könnte so eine Geschichte in Kitsch abgleiten, doch Campion inszeniert sie mit größtem Feingefühl und äußerster Zurückhaltung. Lange dauert es bis zur ersten körperlichen Berührung, und mehr als einen zarten Kuss gibt es kaum zu sehen. Wie bei den Gedichten von Keats oder einem Kleidungsstück von Fanny webt Campion eine kunstvolle Textur, bei der die Einzelteile wie Bild-, Licht-, Farbgestaltung, Musikeinsatz oder Schauspiel sich zu einem meisterhaften Ganzen fügen. Durch diese Behutsamkeit und das Korrespondieren von Naturbildern und Gefühlen entwickelt dieser Liebesfilm eine selten zu findende Wahrhaftigkeit und Tiefe der Gefühle.
Takino Schaan: Sa, 20.2. – Di, 23.2. – jeweils 20 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:  Mi, 7.4., 20 Uhr; Fr, 9.4., 22 Uhr