Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 03. Feb 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.2. - 14.2. 2010)

Titanic: Großes Blockbusterkino und dennoch nicht profilloses Retortenprodukt. – Keiner beherrscht diesen Spagat im gegenwärtigen Kino so wie James Cameron. Die Geschichte um den Untergang der Titanic am 15.4.1912 ist zwar ein alter Hut, doch Cameron versteht es daraus einen perfekten Mix aus großem Melodram über eine unglückliche Liebe und Katastrophenfilm zu entwickeln, der gleichzeitig eine Reflexion über die Vergänglichkeit ist. Denn ausgehend von einer Tauchfahrt zu dem von Algen überzogenen Wrack, lässt er die 101-jährige Rose von ihrem eigenen Erleben auf der Jungfernfahrt des Luxusschiffs erzählen.
Ein Meister der Zwischentöne ist Cameron freilich nicht: Grobschlächtig, aber durchaus wirkungsvoll stellt er das Leben in der Luxusklasse dem in der untersten Klasse gegenüber, zeichnet die Oberschicht durchwegs als kalt, arrogant, geschäftsdenkend und unsympathisch, die Unterschicht dagegen als herzlich und vital. Meisterhaft versteht er es aber, Emotionen zu schüren, indem er der auch äußerlichen Distanziertheit und Steifheit am Oberdeck mit Irish Folk und körperlicher Nähe die Vitalität im Unterdeck gegenüber stellt und später der bombastisch inszenierten allgemeinen Katastrophe das individuelle Schicksal des Paares bis zum leisen Sterben in der Kälte des Meeres. – Großartige Kinobilder gelingen Cameron hier und gleichzeitig führt er auch einen Diskurs über menschliche Leistung, Hybris und die Übermacht der Natur und erzählt zudem auf der symbolischen Ebene von Roses Fahrt ins Erwachsenenleben, von der Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen durch die Liebe zu ihrem Jack.
KULTKINO-Dienstag im Kino Bludenz: Di, 9.2., 20 Uhr


Kleine Tricks: Der junge Stefek und seine 18-jährige Schwester erleben einen Sommer in einer polnischen Kleinstadt. Von den ersten Bildern an verbreitet sich Sommerstimmung mit Lethargie und Müßiggang. Doch Stefek vermisst den vor Jahren verschwundenen Vater und glaubt ihn nun am Bahnhof wieder zu erkennen. Mit allerlei Tricks versucht er den Mann zum Bleiben zu bewegen und mit seiner Mutter zusammen zu bringen.
Seiner eigenen Schwester hat der Regisseur den Film gewidmet und von seinen persönlichen Erfahrungen dürfte er auch geprägt sein. Wenn Elka auf Stefans „Es passiert nichts“ mit „Es passiert immer etwas“ antwortet, beschreibt das auch gut „Kleine Tricks“. Denn auch hier passiert nich wirklich etwas, sieht man nur kleine alltägliche Dinge statt großer Action. Ein unaufgeregter Film der kleinen Beobachtungen ist so entstanden, der im Fehlen einer stringenten Handlungsführung freilich kongenial zur trägen Stimmung dieses heißen Sommers passt
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 11.2., 20 Uhr; Sa, 13.2., 22 Uhr


Wahnsinnig verliebt: Ein Meer von Rosen in einem Blumengeschäft, die haselnussbraunen großen runden Augen der sanft lächelnden Audrey Tautou und ihr roter Pullover, dazu ein Liebeslied. – Alle filmsprachlichen Mittel mobilisiert Laetitia Colombani am Beginn, um die Stimmung einer beschwingten Liebeskomödie zu erzeugen. Da erscheint die junge Angelique als Opfer eines verheirateten Mannes – dass dieser ausgerechnet Kardiologe ist, ist freilich auch ein gezieltes ironisches Spiel mit den Herzensnöten der Protagonistin –, der eine Affäre mit ihr hatte, sie jetzt aber sitzen lässt. Wenn extreme Aufsichten sie klein erscheinen lassen und im Raum isolieren, kann man wirklich Mitleid mit ihr haben und mit ihr eine Wut auf den Schuft von Mann aufbauen. Ganz anders schaut das freilich aus, wenn etwa in der Mitte des Films die Perspektive wechselt und die ganze Geschichte nochmals aus der Sicht des Mannes erzählt wird. 
Brillant konstruiert ist dieser Film, hält souverän die Balance zwischen Liebesfilm und Thriller und versetzt das Ganze mit einem Schuss schwarzen Humor. So ergibt sich nicht nur ein höchst unterhaltsames Filmvergnügen, sondern auch eine geistreiche Reflexion über Realität und Einbildung und darüber, wie man Dinge falsch interpretieren und sich in eine Wahnvorstellung hineinsteigern kann. – Auch dem Image von Audrey Tautou, das sie seit ihrer „Amélie“ hat, sollte man hier nicht unbedingt trauen.
Spielboden Dornbirn: Fr, 12.2., 20.30 Uhr