Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 19. Feb 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.2. - 28.2. 2010)

Amerrika: Eine Bankangestellte emigriert mit ihrem 14-jährigen Sohn aus dem Westjordanland in die ländliche USA von Illinois. Das vermeintliche Paradies entpuppt sich dabei aber gerade in Zeiten der Terrorangst und des beginnenden Irakkriegs als ein Land mit sehr begrenzten Möglichkeiten.
Sichtlich von persönlichen Erfahrungen der 1991 selbst in die USA emigrierten Jordanierin Cherien Dabis ist dieses Spielfilmdebüt geprägt. Stark in ihrem ungeschminkten Realismus und der ungekünstelten Inszenierung sind die Szenen vom Leben in der Westbank am Beginn. Treffende Szenen gelingen Dabis auch bei der Einreise in die USA und den sich daran anschließenden Problemen, wie dem Mobbing des Sohnes in der Schule oder der Schwierigkeit der Mutter, einen Job zu finden. Allerdings traut sich Dabis nicht konsequent auf diesen Sozialrealismus zu setzen und verwässert ihn im Bestreben, den Zuschauer nicht zu sehr zu bedrücken. Das Plädoyer für Versöhnung ist zwar gut gemeint, aber auf Kosten der Glaubwürdigkeit wird es dann doch stellenweise zu gefühlvoll und zu optimistisch, und gesellschaftliche Verhältnisse werden auf stereotype Situationen verkürzt. Interessant ist aber sicher die ungewohnte Perspektive, aus der hier auf die USA geblickt wird, und dank starker und unverbrauchter Darsteller vermögen auch die Schicksale der Protagonisten zu bewegen.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mi 24.2., 20 Uhr


Looking for Eric: Vorüber scheint das Leben des auf die 50 zugehenden, unrasierten Postboten Eric Bishop, wenn Ken Loachs Film beginnt: Seine Ehe ist längst zerbrochen, und mit seinen zwei Stiefsöhnen, die auf die kriminelle Bahn zu geraten drohen, lebt er in einer verdreckten Wohnung in einer Reihenhaussiedlung von Manchester. Auch seine Kumpels vom Postamt können ihn mit ihren Witzen nicht aufmuntern, und ihr Vorschlag er solle sich in sein persönliches Idol versetzen, zeitigt vorerst wenig Erfolg. Doch am Abend bei einem Joint, gedreht aus dem Gras der Stiefsöhne, sitzt plötzlich Fußballgott Eric Cantona leibhaftig neben ihm im Zimmer und beginnt das Selbstvertrauen und Vertrauen auf andere seines niedergeschlagenen Namensvetters mit lebensphilosophischen Ratschlägen zu stärken. So kommt langsam Licht in die Tristesse, auch wenn die Handlung noch einige Haken schlägt.
Genauer Blick fürs Milieu, unverbrauchte Schauspieler und treffende Dialoge waren immer schon die Stärken von Ken Loachs Filmen. Hoffnung gab es da angesichts der niederschmetternden sozialen Verhältnisse oft recht wenig. Ganz anders ist das in „Looking for Eric“, in dem sich die Probleme des gebeutelten Protagonisten geradezu märchenhaft mit der entsprechenden Solidarität – schon immer eine Loach'sche Kardinaltugend - seiner Freunde lösen. Gerade dieser optimistische Grundton sorgt freilich dafür, dass der Zuschauer mit bester Laune und einem Lächeln auf dem Gesicht gelöst das Kino verlässt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 25.2., 20 Uhr; Sa, 27.2., 22 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 19.3. – Di., 21.3.

 

Plastic Planet: Nachdem sich Erwin Wagenhofer in „We Feed the World“ mit der Nahrungsmittelproduktion und in „Let's Make Money“ mit den Mechanismen des Kapitalismus auseinandersetzte, widmet sich Werner Boote in seiner Dokumentation der weltweiten Präsenz und den Gefahren des Plastiks. Im Stil von Michael Moore spürt Boote, der durch den Umstand, dass sein Opa in der Plastikindustrie tätig war, von Kindheit an einen persönlichen Bezug zu Kunststoff entwickelte, der Rolle nach, die Plastik in der heutigen Welt spielt. Manager kommen ebenso zu Wort wie Chemiker, in Shanghai lässt sich der Filmemacher eine Fabrik zeigen, in der Plastik-Wasserbälle hergestellt werden, in Nordafrika zeigt er Berge von Plastikmüll, die als einziges Relikt von Dreharbeiten großer Hollywoodfilme zurückblieben, und in den Slums von Kalkutta ist zu sehen, wie die Bewohner auf den Müllbergen recycelbare Plastikflaschen sammeln und billig verkaufen. Die plastische Chirurgie wird ebenso kurz gestreift wie ein japanischer Künstler, der mit Plastik arbeitet, und auch mögliche Alternativen zu Plastik werden aufgezeigt.
In der Kurzatmigkeit wird vieles angerissen, aber kaum etwas wirklich vertieft. Zu oberflächlich ist dieser Rundumschlag, um wirklich einzufahren, sodass man im Gegensatz zum Werbeslogan für "Plastic Planet" auch nach dem Kinobesuch noch zur Plastikflache greifen wird. - Zum Nachdenken anzuregen vermag diese Doku aber sicherlich.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 26.2. – Di 2.3.