Aktuell in den Filmclubs (12.4. - 18.4. 2019)
Das Takino Schaan zeigt diese Woche William Oldroyds ebenso kaltes wie meisterhaftes Debüt "Lady Macbeth". Beim FKC Dornbirn steht anlässlich der Integrationswochen der österreichische Dokumentarfilm "Unten" auf dem Programm, bei dessen Vorführung auch der Regisseur Djordje Čenić anwesend sein wird.
Lady Macbeth: Bruchlos hat Drehbuchautorin Alice Birch Nikolai Leskovs 1865 erschienene Novelle „Die Lady Macbeth von Mzensk“ vom zaristischen Russland ins viktorianische England des Jahres 1856 verlegt. Im Mittelpunkt steht die junge Katherine, die von einem Minenbesitzer mit seinem Sohn verheiratet wird. Doch bald begehrt Katherine gegen dieses Leben in einem goldenen Käfig auf und beginnt eine Affäre mit einem Stallburschen.
Aufs Wesentliche reduziert ist William Oldroyds Historiendrama, keine Einstellung zu viel gibt es hier. Eine Kälte, die den Zuschauer im Kinosaal frösteln lässt, strahlt dieser meisterhaft kontrolliert und konzentriert inszenierte Film nicht nur durch die statischen Einstellungen, durchs reduzierte Dekor und jeden Verzicht auf Opulenz, sondern auch durch den messerscharfen Schnitt, die knappen, aber präzisen Dialoge und den sehr reduzierten Musikeinsatz aus. Gleichzeitig spürt man im Einsatz der Handkamera auch immer wieder, wie unter Katherines beherrschter Oberfläche die Leidenschaften brodeln.
Das Mitgefühl, das man zunächst für die unterdrückte Lady empfindet, schlägt dabei zunehmend in Entsetzen um, als klar wird, dass diese Frau keine Skrupel kennt, wenn es darum geht ihren Wunsch nach Selbstbestimmung zu verwirklichen. Faszinierend wird diese eiskalte und heuchlerische Protagonistin von der erst 21-jährigen Florence Pugh gespielt. Sie agiert sehr zurückhaltend, strahlt aber gleichzeitig enorme physische Präsenz aus.
Was vom Setting und der Figurenkonstellation her an Emily Brontës „Wuthering Heights“ erinnert, gewinnt in dieser Figur einen Dreh in Richtung der Femme fatale im amerikanischen Film noir. Denn wie diese dirigiert Katherine Sebastian und bringt den Männern das Verderben, weil sie alle an Kaltschnäuzigkeit übertrifft.
Takino Schaan: Mo 15.4., 20.30 Uhr
Unten: Der 1975 in Linz als Sohn eines jugoslawischen Gastarbeiterpaares geborene Djordje Čenić arbeitet in seinem Dokumentarfilm zusammen mit Hermann Peseckas seine eigene Biographie auf. Leichthändig verknüpft das Duo dabei das Private mit dem Politischen von den Lebensbedingungen der Gastarbeiter im Österreich der 1970er Jahre über die langsame Integration bis zur Entdeckung der jugoslawischen Wurzeln und dem Jugoslawienkrieg.
Überladen und schwergewichtig wirkt das in der Zusammenfassung ist aber aufgrund Čenićs freimütigem Einblick in seine persönliche Geschichte und die Brüche in seiner Biographie sowie die Detailgenauigkeit und einen gehörigen Schuss Selbstironie ein ausgesprochen sympathischer, runder und ehrlicher Film. Einfühlsam, sehr anschaulich und präzise wird bei diesem Film, bei dem der Stoff wahrlich seinen Autor gefunden hat, an einem konkreten Beispiel exemplarisch vom Spannungsfeld zwischen Integration, Identität und persönlichen Wurzeln erzählt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 17.4., 18 Uhr + Do 18.4., 19.30 Uhr – Bei der Vorstellung am Donnerstag wird der Regisseur Djordje Čenić anwesend sein und zu einem Gespräch zur Verfügung stehen.