Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 09. Jän 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.1. - 16.1. 2011)

Im Kino Madlen in Heerbrugg ist diese Woche Sam Taylor-Woods Spielfilmdebüt „Nowhere Man“ zu sehen, in dem die britische Künstlerin vom Coming-of-Age John Lennons erzählt. Einen facettenreichen Blick auf den vielfältigen Umgang mit Leichen wirft dagegen Andrea Morgenthaler in ihrem Dokumentarfilm „Rest in Peace“, den das TaSKino Feldkirch zeigt.

Nowhere Boy: Von John Lennon erzählt die britische Künstlerin Sam Taylor-Wood zwar in ihrem Langfilmdebüt, aber nicht von seinem Erfolg mit den „Beatles“. Denn „Nowhere Boy“ beschränkt sich auf Lennons Jugendjahre zwischen 1955 und 1960 und bricht mit dem Aufbruch der neu gegründeten Band nach Hamburg ab. Ganz dem Titel entsprechend fühlt sich der Junge John nirgendwo zuhause: Seit seiner frühen Kindheit wächst er bei seiner strengen Tante Mimi auf, die wenig Verständnis für die musikalischen Interessen ihres Neffen hat. Gegenpol zu ihr stellt Johns Mutter dar, die der Teenager ausfindig macht: Sie ist lebenslustig, kleidet sich aufreizend und fördert, selbst begeistert von Rock´n´Roll, die Begeisterung ihres Sohnes für Musik.
Zerrissen ist John so zwischen diesen beiden Frauen und findet eine emotionale Heimat höchstens in der Musik und ersten leidenschaftlichen amourösen Affären.
Schwungvoll, atmosphärisch dicht und mit zahlreichen Songs von Screaming Jay Hawkins über Elvis bis Jerry Lee Lewis – nur nicht von Lennon – hat Taylor-Wood diese Coming-of-Age-Geschichte inszeniert, erzählt konkret von der Jugend des späteren Weltstars und gleichzeitig universell von Teenagersorgen und –freuden. Getragen wird „Nowhere Boy“ dabei von exzellenten Schauspielern: Überzeugend und einfühlsam wird der junge Lennon von Taylor-Woods 20-jährigem Lebensgefährten Aaron Johnson gespielt, herausragend sind aber Kristin Scott Thomas als etwas verhärmte, strenge, sich selbst keine Freude gönnende, im Grunde John aber doch liebende und das beste für ihn wollende Tante sowie Anne Marie Duff als ihre gegensätzliche Schwester.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo, 10.1., 20.15 Uhr


Rest in Peace: Was passiert mit einem Menschen nach seinem Tod? – Das Metaphysische interessiert die österreichische Dokumentarfilmerin Andrea Morgenthaler kaum, sie fokussiert ganz auf dem Körperlichen. In acht den Globus umspannenden Episoden porträtiert Morgenthaler Menschen, die mit Leichen arbeiten, und zeigt ihren Umgang mit den toten Körpern. Der Bogen spannt sich vom afroamerikanischen Bestatter im New Yorker Stadtteil Harlem, der Leichen mit botoxähnlichen Substanzen so aufspritzt, dass sie geradezu überirdisch schön wirken, bis zum deutschen Kriminalbiologen, der Leichen auf Maden untersucht, um Todeszeit und -umstände zu eruieren. Das Schöne und Feierliche trifft so auf das Hässliche, das Spirituelle auf das naturwissenschaftlich Nüchterne.
Während diese beiden Episoden sich durch die Ausführlichkeit sowohl der Beobachtung als auch der Ausführungen der Protagonisten ins Gedächtnis einprägen, bleiben andere durch ihre Kürze blass, verleihen aber dem Film seinen faszinierenden Facettenreichtum. Denn Kompostierung von Leichen, um der Erde etwas von dem zurückzugeben, was man ihr während des Lebens entnommen hat, stellt Morgenthaler ebenso vor wie die Technik des Kryonik, des Einfrierens von Leichen zwecks späterer Wiederbelebung. In Nepal wirft sie einen Blick auf einen Brandbestatter und schneidet auch seine soziale Ausgrenzung an, zeigt die vielfältige Verwendung von Leichenteilen in der Medizin oder porträtiert den Wiener Künstler Harald Koeck, der vorzugsweise Leichen – auch geöffnete – malt.
Nah geht Morgenthaler mit der Kamera ran, schreckt auch vor schockierenden Bildern nicht zurück, wird aber nie voyeuristisch, sondern bleibt sachlich-respektvolle Beobachterin. Auf Off-Kommentar verzichtet sie gänzlich, vertraut auf die Bilder und die Aussagen der Protagonisten, gerne verzichten könnte man allerdings auf die musikalische Untermalung.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Mi, 12.1., 19.30 Uhr; Do, 13.1., 21.30 Uhr