Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 09. Aug 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.8. - 16.8. 2009)

Meeresfrüchte – Crustacés et coquillages: Der perfekte Sommerfilm gelang Olivier Ducastel und Jacques Martineau mit dieser Komödie, in der sie in und um ein lichtdurchflutetes, am Meer gelegenes Ferienhaus die Beziehungen einer vierköpfigen Familie mit leichter Hand durcheinander wirbeln. Während sich die Tochter mit ihrem Freund bald nach Portugal verabschiedet, erhält der etwa 15jährige Sohn Besuch von einem Freund. Bei der Mutter führt das zur Vermutung, dass ihr Sprössling schwul sein könnte, doch sein Coming-Out wird später ein ganz anderer haben, und geschockt sind hier nicht die Eltern über das ausgelassene Treiben des Sohnes, sondern vielmehr der Sohn über das Verhalten seiner Eltern. Mangelnden Tiefgang kann man „Crustacés et coquillages“ vielleicht vorwerfen, aber dies wiegt angesichts der in ihrer Ungekünsteltheit und Unverkrampftheit ungemein anregenden Inszenierung und der Lockerheit, mit der hier auf geradezu ansteckende Weise für Toleranz plädiert wird, gering.
Musikpavillon in den Seeanlagen, Bregenz: Mo, 10.8., 21.30 Uhr (franz. O.m.U.)


Der Berg ruft: 1928 hat Luis Trenker erstmals einen Spielfilm über die Erstbesteigung des Matterhorns gedreht, war mit diesem Stummfilm aber nicht zufrieden, sodass er 1937 ein Remake drehte. Im Mittelpunkt der 1865 spielenden Handlung steht der von Trenker selbst gespielte italienische Bergsteiger Carrel, der zunächst mit dem Briten Whymper gemeinsam das Matterhorn besteigen will. Als eine Intrige die beiden Freunde aber entzweit, stellen beide getrennt voneinander eine Seilschaft zusammen, und während Whymper von der Schweizer Seite den Gipfel zu erreichen versucht, bricht Carrel mit seiner Mannschaft von der italienische Seite aus auf. Whymper gelingt die Erstbesteigung, doch beim Abstieg kommt es zur Katastrophe. – Die Naturaufnahmen und Kletterszenen sind beeindruckend, hinter der scheinbar unpolitischen Handlung lässt sich in der Betonung von Männerfreundschaft, starken Helden oder Führerfiguren und der Idee der Auslese im sportlichen Wettkampf allerdings eine Affinität zur NS-Ideologie feststellen, auch wenn die negative Zeichnung der Bauern dieser wiederum widerspricht.
Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz: Do, 13.8., 18 Uhr


Milk: 1977 gelang es Harvey Milk als erstem, sich offen zur Homosexualität bekennenden Politiker, zum Stadtrat von San Francisco gewählt zu werden. Kaum ein Jahr später wurde Milk aber schon zusammen mit dem Bürgermeister im Rathaus der Stadt erschossen. Ausgehend von dieser Tat zeichnet Gus Van Sant mit einem großartigen und dafür mit dem Oscar ausgezeichneten Sean Penn in der Titelrolle nicht das gesamte Leben, sondern „nur“ die letzten acht Jahre Milks, beginnend mit seiner Übersiedlung von New York nach San Francisco, nach. Den Schwerpunkt legt Van Sant dabei auf Milks öffentliches Engagement, auf seinen unermüdlichen Kampf gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. In der zurückhaltenden und sachlichen Inszenierung wird dabei ein Abgleiten in Pathos ebenso verhindert wie im Verzicht auf zu viele biographische Fakten und Inserts das Abhaken von Lebensstationen. In der bewussten Fokussierung auf die Titelfigur entsteht vielmehr einerseits ein packendes Porträt eines engagierten Politikers, andererseits weitet sich der Film dadurch auch über das Thema Homosexualität hinaus zu einem universellen Plädoyer gegen jede Art von Diskriminierung. 
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 13.8., 20 Uhr; Sa, 15.8., 22 Uhr