Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 11. Feb 2019 · CD-Tipp

Veronika Harcsa – Bálint Gyémánt: Shapeshifter

Die 36-jährige ungarische Sängerin Veronika Harcsa zählt zu den interessantesten und experimentierfreudigsten Vokalistinnen ihrer Generation. Gemeinsam mit dem Gitarristen Bálint Gyémánt hat sie seit 2014 mit den Alben „Lifelover“ und „Tell Her“ kräftige Lebenszeichen im Spannungsfeld zwischen Jazz und Singersong-Writing vorgelegt.

Harcsa schreibt sich den Großteil der Stücke selber auf den Leib und versteht es bestens, ihre technisch ausgereifte, enorm wandlungsfähige, alle gefühlsmäßigen Schattierungen beherrschende Stimme ins perfekte Rampenlicht zu setzen. Dabei mutet sie ihren Stimmbändern durchaus auch Halsbrecherisches zu, was sie manchmal in ihrer Intensität wie eine jazzige Version von Björk klingen lässt. Der nicht weniger einfallsreiche Bálint Gyémánt zaubert auf Akustik- und E-Gitarre die zum emotionalen Gehalt der Lieder perfekt passenden Soundlandschaften – von zartem Fingerpicking über psychedelische Klangwolken bis zu durchaus handfesten Rock-Attacken. Mit den acht neuen Kompositionen auf „Shapeshifter“ wechseln Harcsa-Gyémánt dem Titel entsprechend wirklich die Form, denn sie erweitern das Duo mit Bassist Nicolas Thys und Drummer Antoine Pierre zum Quartett. Die beiden Belgier – alte Bekannte von Veronika Harcsa, die ihr Master-Studium am Königlichen Konservatorium in Brüssel absolvierte und in der belgischen Szene dementsprechend gut verankert ist - kennt man am ehesten von Tom Barmans zwischen 1970-er-Jahre-Jazz und Alternative-Rock angesiedelten Band TaxiWars her. Bei Harcsa-Gyémánt spielen sich die beiden zwar nie in den Vordergrund, sorgen aber dafür, dass der Sound noch komplexer, atmosphärisch dichter und dynamisch  effektvoller wird. Ein tolles Album jenseits aller gewohnten Genres und Mainstream-Trampelpfade, dem man viele HörerInnen wünscht. (Traumton)  

Konzert-Tipp: In der Bodensee-Region sind Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt in nächster Zeit leider nicht zu hören. Dazu muss man sich am 15.6. schon ins Münchner Unterfahrt bequemen.