Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 16. Mär 2010 · CD-Tipp

Solveig Slettahjell/Slow Motion Orchestra: Tarpan Seasons

Die norwegische Sängerin Solveig Slettahjell und ihr Slow Motion Orchestra arbeiten seit neun Jahren zusammen, „Tarpan Seasons“ ist bereits die sechste Produktion des kreativen Gespanns. Kann es da noch Überraschungen geben? Ja, und noch dazu positive.

Denn das Slow Motion Orchestra wurde um den Gitarristen Even Hermansen und den Organisten Andreas Ulvo erweitert, was natürlich ein entscheidendes Mehr an Klangfarben mit sich bringt. Slettahjell verzichtet erstmals auf jegliche Coverversionen und hat mit Ausnahme von zwei Stücken, die von Drummer Per Oddvar Johansen und vom Trompeter Sjur Miljeteig stammen, alles selber komponiert und getextet und zudem drei Gedichte von Emily Dickinson vertont. Das musikalische Konzept wurde aber nicht maßgeblich umgekrempelt, sondern perfektioniert und verfeinert. Nach wie vor macht das Slow Motion Orchestra seinem Namen alle Ehre und bewegt sich unter Slettahjells kompetenter Führung – natürlich langsam aber stetig – immer mehr in Richtung Americana und Singer/Songwriting, nur live auf der Bühne geht es dann mit mehr Raum für echte Improvisationen jazziger ab. Die Ingredienzien sind die alten: Gospel, Soul, Country, Blues, traditioneller Jazz und nordische Kirchenlieder dienen der Pastorentochter gleichermaßen als Inspirationsquellen. Da schauen Tom Waits, Joni Mitchell, Emmylou Harris oder Alison Krauss schon mal kurz um die Ecke – aber letztlich ist und bleibt alles original Solveig Slettahjell, denn die verschleppten Rhythmen, ihre sinnlich-melancholische, Raum und Zeit entrückte Stimme und die zumeist elegisch-meditative Grundstimmung der Stücke sind längst unverwechselbar. Sie habe manchmal das Gefühl, dass ihr beim Komponieren ein kleiner Cowboy über die Schulter schaue und der brauche natürlich ein Pferd, erzählt Solveig Slettahjell, auf die Frage nach dem Albumtitel. Aber ein gewöhnliches Pferd sollte es natürlich nicht sein. Deshalb wählte sie ein Tarpan, ein zotteliges, eigentlich ausgestorbenes, eurasisches Wildpferd, das in den letzten Jahren durch Rückzüchtung zu neuem Leben erweckt wurde. Wäre doch ein passendes Wappentier für Frau Slettahjell! (Jazzland/Universal)