Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 08. Dez 2011 · CD-Tipp

Rez Abbasi’s Invocation: Suno Suno

Bereits vor mehr als tausend Jahren erkannten die Sufis die ekstatischen Qualitäten, die in der Kombination ihrer Texte mit rhythmischem Händeklatschen, polyphonen Gesängen und Perkussionsinstrumenten liegt. Der von der nordindischen klassischen Musik beeinflusste Qawwli integrierte in den letzten fünfzig Jahren aber auch Pop, Rock und Dub, erfolgreichster Vertreter dieser Richtung ist Nusrat Fateh Ali Khan, dem Abbasi die Komposition „Nusrath“ gewidmet hat.

Es ist also schon eine Fusion-Musik, auf die sich der in Pakistan geborene und ab dem vierten Lebensjahr in den USA aufgewachsene Gitarrist indischer Abstammung Rez Abbasi bezieht, und nun unterzieht er sie einer neuerlichen Fusion, nämlich jener mit dem Jazz. Dabei kann Abbasi in seiner vor drei Jahren gegründeten Band „Invocation“ auf mittlerweile höchst prominente Mitstreiter bauen, auf deren CDs er ebenfalls regelmäßig vertreten ist – nämlich den Pianisten Vijay Iyer und den Altsaxophonisten Rudresh Mahanthappa, wie Abbasi indischer Abstammung und in den USA aufgewachsen und beide für ihre genialen instrumentalen und kompositorischen Fähigkeiten und ihren indisch inspirierten Jazz vielfach mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Komplettiert wird das indoamerikanische Trio vom in New York lebenden deutschen Kontrabassisten Johannes Weidenmüller und dem auf indische Schlagtechniken spezialisierten Drummer Dan Weiss. Ohne diese Spezialisierung würde es auch kaum gehen, denn die treibenden Grooves von Abbasis ausgeklügelten Kompositionen basieren auf vielfach überlagerten Polyrhythmen und permanenten Tempowechseln. Hier treffen Elemente aus der klar strukturierten indischen Tradition auf die freien Improvisationen des Jazz, und die sich aus diesem Wechselspiel ergebenden kreativen Spannungen scheinen in Anbetracht der inspirierten Soli auf die Akteure höchst befruchtend auszuwirken. „Suno Suno“ ist ein spannendes Album geworden, das mit jedem Mal anhören Neues offenbart. Denn wie Rez Abbasi betont, wirkt Qawwli, das von der Intention her mit der westlichen Gospelmusik vergleichbar ist, zwar eher schlicht, ist aber sehr komplex in den Feinheiten.
(enja/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)