Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 20. Dez 2011 · CD-Tipp

radio.string.quartet.vienna: radiodream

Ob extravagante Bearbeitungen des Repertoires von John McLaughlins Mahavishnu Orchestra oder Aufsehen erregende Kooperationen mit dem schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius, dem Akkordeonisten Klaus Paier oder der Sängerin Rigmor Gustafsson auf dem Programm stehen, das radio.string.quartet.vienna garantiert zuverlässig für ein hochkarätiges musikalisches Vergnügen.

So auch mit dem neuen Konzeptalbum „radiodream“, in dem die beiden Violinisten Bernie Mallinger und Igmar Jenner (der den auf Solokurs befindlichen Johannes Dickbauer ersetzt), Cynthia Liao (Viola, Erhu) und die Cellistin Asja Valcic sozusagen auf den Spuren Sigmund Freuds durch die höchst unterschiedlichen Welten des Traumes wandeln. Der Titel „Song – Ode an den Freud“, ein neun Minuten langes virtuoses Paradestück, bei dem alle Akteure ihr unglaubliches Können demonstrieren können, ist also durchaus ernst zu nehmen. Den Großteil der vierzehn Stücke haben die höchst einfallsreichen Komponisten Mallinger und Valcic dem Quartett auf den Leib geschneidert, weitere traumhafte Idyllen und albtraumhaften Abgründe stammen aus den Federn von Franz Liszt („Liebestraum“), Henry Mancini („Moon River), George Gershwin („I Loves You, Porgy“), Radiohead („Nice Dream“) und Abel Meeropol, der mit „Strange Fruit“ für Billie Holiday einen erschütternden Song zur damals allgegenwärtigen Lynchjustiz an den Schwarzen, deren Körper wie „sonderbare Früchte“ von den Bäumen hingen, geschrieben hat. „Radiodream“ ist eine gut einstündige, höchst abwechslungsreiche Traumreise geworden, deren kammermusikalischer Ansatz und jazzige Ausrichtung sich wechselseitig befruchten – egal ob düstere Schauermusik, ein leichtfüßiges Tänzchen oder hypnotische Minimal Music-Passagen angesagt sind. Das radion.string.quartet.vienna zelebriert die Traumwelten fern jeglichen Kitschalarms und lässt sogar Albträume erträumenswert werden.
(ACT/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)