Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 22. Dez 2011 · CD-Tipp

Florence + The Machine: Ceremonials

Die 25-jährige Florence Welch liebt die große Pose, die theatralische Selbstinszenierung, das perfekt ausgeklügelte Styling, die sich auftürmende Dramatik, ja, den Bombast. Aber anders als zum Beispiel Lady Gaga erweist sie sich dabei durchwegs als stilsicher und muss sich nicht ins Vulgäre flüchten, um fehlende Kreativität wettzumachen, denn davon hat Florence Welche mehr als genug.

Das hat der Britin das Interesse der Modewelt eingebracht, unter anderem bemühen sich Karl Lagerfeld, Yves Saint Laurent und Gucci darum, ihre nicht zu übersehenden Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Hier soll aber nicht vom Model, sondern von der Sängerin die Rede sein, die als Florence + The Machine vor zwei Jahrem mit ihrem Debutalbum „Lungs“ die Musikwelt über alle Genregrenzen hinweg begeisterte. Mit „Ceremonials“ betritt sie nun kein Neuland, sondern verfeinert, perfektioniert und überhöht ganz bewusst jene Ingredienzien, die ihr damals schlagartig weltweiten Erfolg einbrachten. Als da sind natürlich ihre großartige, unter die Haut gehende Stimme, die vielfach übereinander geschichteten, im Background-Hall verwehenden Gesangslinien, die opulenten Chöre, eingängige Klavier- und Gitarren-Linien, pompöse Rhythmik-Orgien, effektvoll eingesetzte hysterische Geigen oder kreischende Orgeln – mitunter gerne auch alles gleichzeitig. Mal gibt sich Florence mystisch wie Kate Bush, mit der sie gern verglichen wird, dann gibt’s einen kleinen Ausflug in tanztaugliche Clubbeats, mal fühlt man sich in die Motown-Zeiten der 70er Jahre zurückversetzt, ehe wieder R’n’B auf der Höhe der Zeit angesagt ist. Umwolkte Düsternis, lyrischer Tiefgang, lockerflockige Melodienseligkeit und hymnischer Bombast werden von Florence + The Machine durchwegs stimmig unter einen – selbstverständlich extravaganten – Hut gebracht. Das Ganze ist von höchster Qualität und trotzdem charts-tauglich, sowohl im Indie-Bereich als auch in der Big-Business-Zone. Respekt, Frau Welch!
(Island Records/Vertrieb Universal)