Norah Jones: ... Featuring
Die Latte, an der sich Erfolg und Misserfolg messen lassen, ist bei der 31-jährigen Sängerin, Pianistin, Songwriterin und Schauspielerin (sie spielte die Hauptrolle in Wong Kar-wais "My Blueberry Nights") Norah Jones besonders hoch gelegt.
Wenn man 10 Grammies im Regal stehen und 36 Millionen Alben verkauft hat, wird es schon als Flop gehandelt, dass die letztes Jahr veröffentlichte CD "The Fall" in den USA und in Deutschland nur Platz 3 und in Großbritannien gar nur Platz 24 in den Charts erreichte. Norah Jones hatte es sich in das hübsche Köpfchen gesetzt, ein ausschließlich aus Eigenkompositionen bestehendes, ziemlich Jazz-fernes Singersongwriter-Album zu veröffentlichen, auf dem sie noch dazu kaum Piano spielt. Mit "... Featuring" möchte sie nun aber wieder alles richtig, heißt kommerziell erfolgreich machen - was nicht unbedingt heißen muss, dass das Ergebnis schlecht wäre. Diese aus 18 Duetten oder anderweitigen Kooperationen bestehende Compilation führt vor allem einmal die stilistische Offenheit von Norah Jones vor Augen. Da haben die Foo Fighters (Dave Grohl mit einem schmeichelweichen Latin-Song ist ja doch mal etwas anderes) ebenso Platz wie Ryan Adams, Talib Kweli, Q-Tip, Herbie Hancock oder Dolly Parton. Hier wird ein sehr breites musikalisches Spektrum abgedeckt, in dem jeder Norah Jones-Fans seinen persönlichen Favoriten findet. Wie wär's mit "Baby It's Cold Outside" im Duett mit Willie Nelson, "Ruler Of My Heart" mit der Dirty Dozen Brass Band oder dem schmeichelweichen "Little Lou, Ugly Jack, Prophet John" mit Belle and Sebastian? Fest steht nur der Top-Song dieses Albums: "Here We go Again" mit dem unvergleichlichen Ray Charles. Insgesamt ein durchaus brauchbares Stück Unterhaltungsmusik, wenngleich manchmal auch der Finger juckt, weil er auf die Forward-Taste drücken will.
(Blue Note)
