Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Fritz Jurmann · 30. Dez 2010 · CD-Tipp

In die Tiefen des Kontrabasses abgetaucht – Neues von „Bass Instinct“ mit Peter Herbert

Die Gruppe „Bass Instinct“, die sich mit ihrer dritten CD präsentiert, ist auch im Vorarlberger Konzertleben bereits des Öfteren erfolgreich in Erscheinung getreten: Sechs namhafte österreichische Kontrabassisten, darunter der Bregenzer Ausnahmebassist und Komponist Peter Herbert oder Gerhard Muthspiel und Ernst Weissensteiner, die sich hier erneut auf die Suche begeben nach dem tieferen Sinn ihres Instruments. Diese Musiker tauchen gerne ab in Bereiche, die üblicherweise das Fundament jedes ordentlichen Symphonieorchesters bilden, nun aber sind sie zu Sechst auf sich allein gestellt mit ihren Ungetümen.

Faszinierend vielfältiges Klangspektrum

Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um eine gute CD-Stunde lang spannende und abwechslungsreiche Musik zu produzieren. „Bass Instinct“ hat sich dazu wie seit sieben Jahren der Hilfe namhafter internationaler zeitgenössischer Komponisten versichert, die Auftragswerke für diese ungewöhnliche Besetzung schrieben. Und so entstand auch hier wieder ein faszinierend vielfältiges Klangspektrum, das augenzwinkernd zwischen Jazz und Neuer Musik changiert. Das den Kontrabass aufregend perkussiv, in stereotypem Ostinato, in minimalistischen Passagen, aber auch einfach singend und swingend zeigt und vor allem auch auf schier unglaublichen Höhenflügen in extremsten Lagen.
Der Titel „Butterfly“, ein seltsamer Kontrast zu einem scheinbar so unhandlichen Instrument, steht für die angepeilte Vielfalt und Buntheit, aber auch für jene Schönheit und Zerbrechlichkeit, wie man sie durchaus auch vorfindet, etwa im gleichnamigen, glissandofreudigen Stück von Joelle Léandre. Gina Schwarz, die einzige Frau in der Reihe der Interpreten, erinnert in ihrem barock angehauchten „El Violagambista“ an die Herkunft des Kontrabasses aus der Alten Musik, „Elf“ des Wieners Thomas Stempkowski bedient sich eindrucksvoll der „Loop“-Technik.

Peter Herberts vielgestaltige Bewegungsmuster

„Maples & Spruce“ aus einer längeren Komposition des New Yorkers Mark Helias sind zwei Sätze, die sich aus kompakter klanglicher Geschlossenheit in viele Einzelstimmen verästeln, der populäre Georg Breinschmid, Ex-Mitglied von „Bass Instinct“, bekennt in einem originellen Stück seine angestammte Liebe zum verqueren Fünfvierteltakt. „Ceremony for a Narcissus“, komponiert vom jungen tschechischen Bassisten Jiri Slavik, ist das einzige Stück, das mit seinen vielfach überlagerten Klangflächen auch vom Komponisten selbst gemischt wurde, bei allen übrigen ist die Handschrift des bewährten Tonmeisters Reinhard Buchta spürbar. „YAK 52“ entstand für den Film „Peter Herbert – a portrait in motion“ von Gerhard Klocker, ein rhythmisch interessantes Stück voll vielgestaltiger Bewegungsmuster.  
Eine erfrischend unkonventionelle Produktion von enormer Breite und Vielfalt. Und mit viel Tiefgang – wörtlich und übertragen. Die CD entstand in Wien, Executive Producer war der Feldkircher Joe Morscher, bei dessen Label „Zappelmusic“ das Produkt auch erschienen ist.