Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Peter Füssl · 20. Mär 2019 · CD-Tipp

Nguyên Lê Quartet: Streams

Auch auf seinem 16. Album für das Münchner ACT-Label erweist sich der ausgesprochen vielseitige, vietnamesisch-stämmige, französische Gitarrist Nguyên Lê wieder als genialer musikalischer Vermittler zwischen Jazz, Rock und fernöstlichen Musikstilen. Zwar verzichtet er dieses Mal auf exotisches Instrumentarium, aber schon die ersten unverkennbaren, asiatische Ethno- und westliche E-Gitarren-Stile verschmelzenden Töne weisen „Streams“ als typisches Nguyên Lê-Werk aus.

In seinem neuen, durch zahlreiche Feldforschungen in diversen Weltmusik-Stilen bewanderten, amerikanischen Drummer John Hadfield findet der Franzose einen idealen Partner für die vielfach von indischen oder nordwestafrikanischen Traditionen beeinflussten, mitunter ganz schön vertrackten Rhythmen seiner komplexen Kompositionen, die dank ihrer eingängigen Melodielinien aber trotzdem immer leicht ins Ohr gehen. Für die jazzigen Akzente im engeren Sinn zeichnen in diesem Fusion-Quartett vor allem Chris Jennings mit seinem groovenden, singenden Bass und Nguyên Lês Stiefsohn Illya Amar am Vibraphon verantwortlich. Dabei steht Amars filigranes, auf coole Weise elegant wirkendes Spiel oftmals in reizvollem Kontrast zur verhallten (jazz-)rockigen Gitarre. Nguyên Lês Saitenzauberei hat sich im Lauf der Jahre in vielen Facetten entwickelt - so kann er mitunter ganz schön zur Sache gehen, etwa bei „Swing A Ming“ oder „The Single Orange“, während außergewöhnlich ruhige Stücke wie „Coromandel“ einen meditativen Ausgleich dazu schaffen. Die beiden Kompositionen von Jennings und Amar fügen sich nahtlos in die sieben Eigenkompositionen des Gitarristen ein, der derzeit auch sieben aktuelle Band-Projekte unter seinem Namen laufen hat. Unter anderem das stark ethno-gefärbte Duo mit dem vietnamesischen Sänger und Multiinstrumentalisten Ngô Hông Quang oder die rock-orientierten Klassiker „Celebrating Jimi Hendrix“ und „Dark Side of The Moon“ – mit „Streams“ wird der exzellente Ethno-Rock-Jazz-Fusion-Spezialist nun auch wieder vermehrt die aufgeschlossenen Jazz-Fans ansprechen.  

(ACT)