Anna Hints‘ preisgekrönter Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“ ist derzeit in den Vorarlberger Kinos zu sehen.
Peter Füssl · 18. Mär 2019 · CD-Tipp

Grand Ensemble Koa: Beat

Hierzulande wenig bekannt ist das neunköpfige französische Grand Ensemble Koa, das nach einem Album zu Alfred Jarrys groteskem „Ubu roi“ seiner Experimentierlust nun mit einem Projekt zur Beat Generation freien Lauf lässt. Bandleader und Bassist Alfred Vilayleck ließ sich von den Texten und dem mit Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs assoziierten Lebensgefühl zu den bis zu zwölf Minuten langen Kompositionen inspirieren, die im Spannungsfeld von Modern Jazz und Progressive Rock eine enorme Dynamik entwickeln und auch viel Raum für spannende Improvisationen lassen.

Auch solistisch lassen Posaunist Pascal Bouvier, Keyboarder Daniel Moreau, Vibraphonist Samuel Mastorakis, Gitarrist Serge Lazarévitch und die Saxophonisten Matthieu Chédeville, Armel Courrée und Jérôme Dufour aufhorchen, während Drummer Julien Grégoire in einer Art Dauersolo mit enormem Drive und Elan durch die rhythmisch vertrackten Kompositionen führt. Die Vokalistin Caroline Sentis interpretiert im englischen Original und in französischer Übersetzung vertonte Passagen aus den prominentesten Texten der drei unkonventionellen Hauptakteure dieser in den USA der 1950er Jahre populären literarischen Subkultur-Bewegung, die bis heute für die Alternativszene kaum an Faszination verloren hat. „J’ai vu“ startet mit den in Französisch gehaltenen Eingangszeilen von Ginsbergs wegweisendem Gedicht „Howl“ (auf Deutsch: „Ich sah die besten Köpfe meiner Generation vom Wahnsinn zerstört, ausgemergelt hysterisch nackt, wie sie sich im Morgengrauen durch die Negerstraßen schleppten auf der Suche nach einer wütenden Spritze“). Bezüge zu Burroughs „Naked Lunch“ dürfen natürlich auch nicht fehlen, und dem Schlüsselwerk „On The Road“ des Jazz-Aficionados Kerouac ist die dreiteilige Suite „Beatitude“ gewidmet, deren Mittelteil mit einem ausgefeilten Chorarrangement verblüfft. Diese außergewöhnliche Hommage hätten wohl auch die nicht unbedingt als „pflegeleicht“ in die Literaturgeschichte eingegangenen Geehrten zu schätzen gewusst - das aufgestellte Grand Ensemble Koa würde man mit „Beat“ jedenfalls gerne einmal live erleben.

(Neuklang/Bauer Studios)