Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Fritz Jurmann · 03. Dez 2010 · CD-Tipp

Neue Doppel-CD als repräsentative Dokumentation zum Jubiläum des Symphonieorchesters Vorarlberg

Zum Jubiläum seines 25-jährigen Bestehens, das dieser Tage mit beeindruckenden Aufführungen von Beethovens „Neunter“ mit dem Chor über Schillers „Ode an die Freude“ in Bregenz und Feldkirch begangen wurde, hat das Symphonieorchester Vorarlberg auch eine Doppel-CD unter dem Titel „Sternstunden“ veröffentlicht. Sie enthält sorgfältig ausgewählte Livemitschnitte des ORF von Konzerten des Orchesters aus den Jahren 1996 bis 2010 und ist damit ein fabelhafter Leistungsbeweis, aber auch eine glänzende Visitenkarte dieses im Kulturleben unseres Landes mittlerweile so stark verankerten Klangkörpers.

Wie das SOV in einer Aussendung betont, ist es „ein besonderes Privileg, ein Glücksfall für das Orchester, aber auch für das Publikum“, dass das ORF-Landesstudio Vorarlberg bisher fast jedes Konzertprogramm des Orchesters mitgeschnitten und in Sendungen im Lokalprogramm sowie im überregionalen Kultursender Ö 1 ausgestrahlt hat. Bei so reichhaltigem Archivmaterial konnte für diese Dokumentation aus dem Vollen geschöpft, konnten wirkliche Sternstunden aus der Orchestergeschichte in Erinnerung gerufen und in einer repräsentativen Dokumentation über das Wirken dieses Klangkörpers zusammengefasst werden.

Klassisch-romantische Ohrwürmer, aber keine heimischen Komponisten

Die Auswahl umfasst naturgemäß in erster Linie klassisch-romantische Ohrwürmer, die auch die Konzertprogramme dominieren und die das Publikum ganz einfach von „seinem“ Orchester erwartet. Mit diesem Repertoire tritt man natürlich in Konkurrenz zu anderen Orchestern, denen man aber mit einer hochklassigen Wiedergabe oft durchaus auf Augenhöhe zu begegnen vermag. Daneben sind auch Raritäten aus dem Crossover-Repertoire enthalten wie das Konzert für Triology und Orchester von Tristan Schulze, das Elemente von Popularmusik und Jazz enthält, oder Schwergewichtiges wie ein Satz aus der d-Moll-Symphonie von César Franck.
Schade, dass wohl aus markttechnischen Überlegungen ein Bereich keine Berücksichtigung auf dieser Doppel-CD gefunden hat, der ansonsten aus kulturpolitischer Sicht durchaus zu den Kernaufgaben des Orchesters gehört und auch entsprechend gepflegt wird: nämlich die Berücksichtigung des aktuellen heimischen Musikschaffens. Fast alle wichtigen Komponisten des Landes waren in diesen zweieinhalb Jahrzehnten oft sogar mehrmals in einem der Konzertprogramme des SOV vertreten – bei diesen „Sternstunden“ bleiben sie leider säuberlich ausgespart.

Flexible MusikerInnen

Dafür erstaunt bei dieser Rückblende im Quervergleich, wie sehr sich die MusikerInnen flexibel auf die oft sehr unterschiedlichen Intentionen der einzelnen Dirigenten eingelassen, dabei jedoch durchaus auch ihre eigene Identität und Eigenständigkeit gewahrt und zuletzt auch so etwas wie einen eigenen Klang kreiert haben. Die Liste der Orchesterleiter reicht vom Gründungsdirigenten Christoph Eberle zu seinem Nachfolger, dem jetzigen Chefdirigenten Gérard Korsten, umfasst aber auch so prominente Gäste wie den Altacher Manfred Honeck und den in Vorarlberg aufgewachsenen russischen Pultstar Kirill Petrenko. Martin Schelling vermittelt mit dem traumhaft geblasenen zweiten Satz aus Mozarts Klarinettenkonzert zusätzlich solistischen Glanz.
In technischer und redaktioneller Hinsicht wurde und wird stets mit der im ORF üblichen Verantwortung, einem Jahrzehnte lang gewachsenen Know-how und einem hohen Qualitätsbewusstsein gearbeitet. So klingen denn diese Liveaufnahmen auch über weite Strecken wie gute Studioaufnahmen, die man gerne und mit Freude hört. 


Die CD „Sternstunden“ mit Liveaufnahmen des Symphonieorchesters Vorarlberg aus den Jahren 1996 bis 2010 ist als Produktion des ORF im Vertrieb von VMS/Zappel Music über den Fachhandel erhältlich.