Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Füssl · 02. Mär 2011 · CD-Tipp

Moddi: floriography

Im Zeitalter der Reizüberflutung und massenhaften Neuerscheinungen kommt es nicht allzu häufig vor, dass sich ein Silberling in den CD-Player verirrt und man sich schon nach wenigen Minuten fern des Alltagsgetriebes, irgendwo ganz anders, in einer Art freiwillig gewählter Gefangenschaft wiederfindet. In einer Welt aus zauberhafter Melancholie und rauer, zerbrechlicher Schönheit, die oft nur aus wenigen Tönen hingetupft ist, die sich zuweilen zu einem stürmischen Soundorkan verdichten, der aber so rasch wieder bis zur absoluten Stille hin verebbt, wie er aufgezogen war.

Es ist der 23-jährige Pål Moddi Knutsen, der uns seine ganz persönlichen Stimmungsbilder von der norwegischen Bilderbuchinsel Senja schenkt, in ergreifende Poesie und in wunderbar stimmigen, kammermusikalischen Folk gefasst. Es braucht nicht viel – ein paar Akkordeonklänge da, ein bisschen Violine oder Cello dort, spärliches Schlagzeug, kurze, aber intensive Pianoeinschübe, um die unverwechselbare, rauchig-helle, manchmal weltabgewandt wirkende und sich dann wieder zu ungeheurer Intensität aufbauende Stimme Moddis, die sich ganz selten, in Momenten großer Eindringlichkeit auch überschlägt, zur Wirkung zu bringen. Der renommierte isländische Produzent Valgeir Sigurdsson, der auch anderen Großmeistern schräger Brillanz wie Björk, Múm oder CocoRosie den Feinschliff verpasst hat, war von den einfachen Demos begeistert und öffnete Moddi nicht nur sein Greenhouse Studio, sondern ebnete ihm auch den Weg ins internationale Popbusiness. Moddi hat dann alles nochmals überarbeitet und seiner Welt der schönen Traurigkeit, in der sich stets auch ein Gefühl der Geborgenheit ausbreitet, abschließend seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt: „What’s left of the day will eventually come down as rain. And though they all look the same, every drop has its number and name.“ Und immer hat man das Gefühl, das Meer rauschen zu hören, auch wenn dies kein einziges mal tatsächlich der Fall ist.
(Propeller Recordings As/Vertrieb: Soulfood)