Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 27. Feb 2011 · CD-Tipp

Joan As Police Woman: The Deep Field

Auch mit ihrem dritten Album „The Deep Field“ geht die klassisch ausgebildete Violinistin und ausdrucksstarke Sängerin Joan Wasser, die durch ihre Engagements bei Antony and the Johnsons und bei Rufus Waingwright bekannt wurde, klar auf Distanz zu jenen Damen, die sich sonst so mit dem verkaufsfördernden „Soul“-Etikett versehen mehr oder weniger erfolgreich vermarkten lassen.

Nicht dass ihre magisch anziehende, verführerisch brüchige Stimme weniger tief unter die Haut ginge oder ihr in Sachen Sexyness irgendjemand etwas vormachen müsste, aber Frau Wasser, die schon seit fünf Jahren mit ihrem Bandprojekt Joan As Police Woman für großes Aufsehen in Indie-Kreisen sorgt, liebt es eben ein bisschen schräger, ein bisschen brüchiger, ein bisschen experimenteller. Da gibt’s statt poliertem Wohlklang oder kalkulierter und wohldosierter Protestattitüde echte Kanten und Ecken musikalischer Art. Mal setzt sie mit widerborstigen E-Gitarren reizvolle Akzente, dann wieder mit coolen Bläsersätzen, durch eigenartige Gesangsduette mit Joseph Arthur oder durch verstörende Noise-Einsprengsel. Vieles wirkt irgendwie verhalten und strömt einen nahezu intimen Charakter aus, dem man sich nicht entziehen kann oder will. Hier gibt’s nichts Plakatives, aber unterschwellig muss wohl so etwas wie eine Gehirnwäsche passieren, denn je öfter man diese CD hört, desto gnadenloser frisst sie sich in die Gehörgänge ein und immer wieder entdeckt man etwas überraschend Neues. Ganz wie beim namengebenden „Deep Field“, als man 1995 das Hubble-Weltraumteleskop auf einen scheinbar leeren Flecken im Universum ausrichtete und eine ganze Menge neuer Sterne und unbekannter Galaxien fand.      
(Play It Again Sam/Pias Recordings)