Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 27. Feb 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.2. - 6.3. 2011)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche mit Joan Sfars „Gainsbourg“ ein schillerndes Biopic über den französischen Sänger, während im Filmforum Bregenz mit Ferzan Ozpeteks „Saturno contro“ ein bewegendes Drama über die Bedeutung der Freundschaft angesichts von schweren Schicksalsschlägen auf dem Programm steht.

Gainsbourg: Der französische Comiczeichner Joann Sfar zeichnet in seinem Biopic das Leben des französischen Sängers Serge Gainsbourg nach, der nicht nur mit seinem Song „Je t´aime“, sondern auch mit seinen zahlreichen Affären immer wieder für Skandale sorgte.
„Un conte – ein Märchen“ nennt Sfar seinen Film im Vorspann und hebt sich damit schon von den Biopics ab, die sich doch immer so gerne auf die „wahre Geschichte“ berufen. Keine Lebensdaten liefert Sfar folglich auch, sondern zeichnet in einer oft auch Jahre überspringenden Szenenfolge das Leben des von Éric Elmosnino eindrücklich gespielten Serge Gainsbourg nach. Im Mittelpunkt stehen seine Beziehungen zu Frauen, zu Juliette Greco (Anna Mouglalis), Brigitte Bardot (Laetitia Casta) oder zur Britin Jane Birkin (Lucy Gordon).
Sfar bricht den Realismus durch Alpträume und Visionen Gainsbourgs, der sich zumindest im Film zeitlebens von seinem zweiten Gesicht oder einem Alter Ego verfolgt fühlt. Als seine dunkle Seite, die ihn zum Provozieren, zu anzüglichen Songs und exzessivem Leben antreibt, kann diese Figur gedeutet werden, verschwindet sie doch nur während der glücklichen Beziehung zu Jane Birkin.
Bei der Animation dieser surrealen Figur mit überdimensionaler Nase und endlos langen Fingern ist der Comiczeichner Sfar spürbar in seinem Element, hält mit diesem Realitätsbruch den Zuschauer aber ebenso auf Distanz wie durch die anekdotenhafte Erzählweise. Erotisch, sehr sinnlich und musikalisch mitreißend sind so zwar einzelne Szenen, aber ein großer dramaturgischer Bogen und ein Erzählfluss kommen nicht auf. Vielmehr bietet „Gainsbourg“ eine kaleidoskopartige Szenenfolge, die so schillernd ist wie der Porträtierte selbst.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Mo, 28.2., 19.30 Uhr; Di, 1.3., 21.30 Uhr


Saturno contro: In seinem 2007 gedrehten Spielfilm erzählt Ferzan Ozpetek einfühlsam und bewegend von einer Gruppe von rund 40jährigen Römern, die sich regelmäßig in der Wohnung des erfolgreichen homosexuellen Verlegers Davide zu Abendessen und Gespräch trifft. Jäh zerbrochen wird die gelöste Stimmung, als Davides Lebenspartner Lorenzo plötzlich am Tisch zusammenbricht und im Koma liegend ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Tagelang besuchen die Freunde ihn, doch es gibt keine Hoffnung. Unweigerlich erinnert sie Lorenzos Krankheit und baldiger Tod an ihre eigene Vergänglichkeit, doch durch die Freundschaft gelingt es ihnen neuen Lebensmut zu fassen
Ozpetek inszeniert ebenso unauffällig wie elegant, bettet den Film geschickt in das Ambiente der italienischen Hauptstadt ein und ist stets nah an den Menschen. Voll Empathie blickt er auf seine Protagonisten und zeigt, wie sie von Zufällen oder vom Schicksal getrieben werden, wie sich gemäß dem der Astrologie entlehnten „Saturno contro – der Saturn steht in Opposition“ das Leben nicht steuern lässt und Tod und Enttäuschungen nicht gebannt werden können. So schmerzhaft der Verlust eines Freundes oder Geliebten aber auch sein mag, so tröstend ist es doch Freunde zu haben, denn diese helfen durch Teilen von Freud und Leid auch  niederschmetternde Erfahrungen zu überwinden.
Banal mag das klingen und allzu versöhnlich und glatt mag „Saturno contro“ letztlich sein, bewegend ist dieses Drama in seiner Balance zwischen Trauer und sanftem Humor, zwischen melancholischem „Memento mori“ und Aufforderung zu Lebensgenuss dennoch.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do,  3.3., 20 Uhr; Sa, 5.3., 22 Uhr