"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Peter Füssl · 25. Mai 2011 · CD-Tipp

Michel Portal: Baïlador

Der mittlerweile 75-jährige französische Bassklarinettist und Saxophonist Michel Portal ist eine der schillerndsten Figuren der europäischen Musikszene, einer der sich schon sehr früh jeglicher Schubladisierung entzog und über alle Genregrenzen hinweg große Erfolge feierte. Er leistete Großartiges als Interpret zeitgenössischer Konzertmusik von Berio und Kagel über Boulez zu Stockhausen, spielte aber auch als Begleitmusiker bei Édith Piaf, war schon sehr frühzeitig einer der profiliertesten Vertreter des Free Jazz und gleichzeitig Solist bei klassischen Klarinettenkonzerten.

Mit „Baïlador“ liefert der Altmeister nun ein tatsächlich zuweilen tänzerisches, über weite Strecken entspanntes Album ab, dessen Einspielung der versammelten Allstar-Riege hörbar Spaß gemacht hat. Super-Drummer Jack DeJohnette und Kontrabassist Scott Colley sorgen für kraftvollen Druck und sprühende Energie, der aus Nigeria stammende Trompeter Ambrose Akinmusire und Gitarrist Lionel Loueke mit Wurzeln in Benin bringen zusätzlich afrikanische Klangfarben und Lebensfreude ins Spiel und der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Pianist und Keyboarder Bojan Z erweist sich nicht nur als inspirierter Instrumentalist sondern auch als umsichtiger Produzent. Von allen Michel Portal-Veröffentlichungen ist „Baïlador“ sicher eine der zugänglichsten und für eine breitgestreute Zuhörerschaft tauglichsten, aber dennoch meilenweit von irgendwelchen Banalitäten entfernt. Trotz aller vordergründigen Leichtigkeit vermögen die abwechslungsreichen Kompositionen auch anspruchsvollste Gemüter zufrieden zu stellen, und wenn Michel Portal kleine Zeugnisse seiner genialen Improvisationskunst einstreut, kommt erst recht Freude auf.   
(Emarcy/Universal)