Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 29. Sep 2021 · CD-Tipp

Mathias Eick: When We Leave

Mit seinem fünften ECM-Album schließt der norwegische Trompeter Mathias Eick musikalisch an das vor drei Jahren erschienene Album „Ravensburg“ an, eine wunderschöne Hommage an den Geburtsort einer seiner Großmütter. Nach dem Motto „never change a winning team“ hat er im August 2020 wieder Geiger Håkon Aase, Pianist Andreas Ulvo, Bassist Audrun Erlien und die beiden Drummer Torstein Lofthus und Helge Andreas Norbakken ins legendäre Osloer Rainbow Studio eingeladen, um gemeinsam mit Produzent Manfred Eicher sieben Eigenkompositionen einzuspielen. Neu dazugekommen ist ein weiterer alter Weggefährte Eicks, der Pedal-Steel-Gitarrist Stian Carstensen, der erwartungsgemäß einiges an zusätzlichen neuen Klangfarben einbringt.

Wie Ulvo mit seinen lyrischen Pianoklängen und Erlien mit seinem wendigen Bassspiel fungiert Carstensen mit seinen sphärischen Klanggespinsten als stimmungsschaffendes und -verstärkendes Bindeglied zwischen den beiden Solisten und dem Rhythmusteam. Mathias Eick verzaubert mit seinem melancholisch-warmen, oft etwas verhallten Trompetenton, der in höheren Lagen effektvoll an Schärfe gewinnen kann. Ebenso ausdrucksstark und farbenreich sind Aases virtuose Improvisationen auf der Violine – entsprechend spannend geraten die Dialoge der beiden Melodiker, die beide aus einem reichen Fundus an Jazz, Improvisationsmusik und nordischer Folklore schöpfen. Im Schlagzeugbereich übernimmt Lofthus mehr oder weniger die Basisarbeit, die von Norbakken in einer Art Call-and-Response-Verfahren durch zusätzliche Rhythmen und perkussive Klänge verstärkt und akzentuiert wird. Ein interessantes Spannungsverhältnis innerhalb des facettenreichen Schönklangs erzeugt das kunstvolle Auseinanderdriften von quirlig-verspielten, leicht voranpreschenden Drums und melancholisch verschleppten Harmonie- und Melodieinstrumenten. „Arvo“ ist vielleicht das schönste Beispiel dafür, zumal es auch noch von einem nonverbalen Gesangspart Eicks eingeleitet wird. Wundervolle Soli setzen einem grundlegenden Ensemble-Denken irisierende Glanzlichter auf. Herbst, du kannst ruhig kommen – wir haben den passenden Soundtrack voller sonnengereifter Soundscapes und mystischer Stimmungen!

(ECM/Universal)