Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 02. Jän 2019 · CD-Tipp

Marcus Strickland Twi-Life: People of The Sun

Der 39-jährige, in Miami aufgewachsene und in New York lebende Saxophonist Marcus Strickland zählt – wie etwa sein Jugendfreund Robert Glasper oder auch Kamasi Washington – zu jenen Musikern, die versuchen, Post-Bop, Funk und Soul mit Hip-Hop, Afro-Beats, R’n’B, Spoken Word und allem, was gerade so richtig groovt und angesagt ist, zu mischen und aus der elitären Ecke herauszuholen. Dies gelingt ihm gemeinsam mit seinem erprobten Quartett Twi-Life mit Keyboarder Mitch Henry, Bassist Kyle Miles und Drummer Charles Haynes, die den perfekt groovenden, manchmal richtig vibrierenden Untergrund für Stricklands kraftvolle Auslassungen auf Sopranino, Alt- und Tenorsax und vermehrt auch auf der Bassklarinette liefern.

Auf dem zweiten Blue-Note Album nach dem erfolgreichen, 2016 veröffentlichten Debüt „Nihil Novi“ begibt sich Strickland in den elf Eigenkompositionen aber auch auf die Suche nach der eigenen Identität innerhalb der afrikanischen Diaspora, mit deren Geschichte, Gegenwart und Zukunft und natürlich auch mit den aktuellen sozialen, gesellschaftspolitischen Verhältnissen er sich die letzten zwei Jahre intensiv auseinandergesetzt hat. Das führte musikalisch zu einem stärkeren Afro-Touch, für den unter anderem Weedie Braimah auf Djembe, Batas und Congas sorgt, wird vor allem aber auch verbal thematisiert. Etwa in einer Spoken-Word-Performance des modernen Griot, Black Rock Coalition-Aktivisten und experimentierfreudigen Musikers Greg Tate, durch den für seine komplexen Lyrics bekannten Rapper Pharoahe Monch aus Queens/N.Y. und natürlich auch in den von den R’n’B/Soul-Sängern Bilal, Akie Bermiss und Jermaine Holmes interpretierten Texten. Dabei werden die tristen Verhältnisse zwar angesprochen, aber auch Liebe und Solidarität innerhalb der Community als zukunftsträchtige Gegenmittel angeführt – weshalb sich der über weite Strecken elektrisierende und Lebensfreude ausstrahlende Musik-Mix auch keineswegs in Düsternis ergeht. Marcus Strickland hat „People of The Sun” folgendes Motto vorangestellt, das man wohl auch als „Bedienungsanleitung” für’s tägliche Leben sehen kann: „Praise the Queens / Praise the Kings of the Sun /Stand on Up / Join the Fight / Fight for Your Rights / Spread the Love / Rise Above / Reach for the Light / Praise the Queens / Praise the Kings of the Sun”.

(Blue Note/Universal)