Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 13. Jun 2019 · CD-Tipp

Knoedel. Still. „Kaum etwas endet so, wie es anfängt“

Die Tiroler Band „Knödel“ war in den 1990er Jahren eine viel beachtete und gefeierte Truppe. Schon damals haben die Musikerinnen und Musiker rund um Christof Dienz die dazumal aufkommende Erneuerung der traditionellen Volksmusik auf ganz unverwechselbare Weise mitgetragen und weiterentwickelt. Nun - nach siebzehn Jahren Pause - bat der Komponist und Fagottist Christof Dienz seine Freunde zum gemeinsamen Musizieren ins Studio. Alle, bis auf ein ehemaliges Mitglied, nahmen die Einladung an und spielten eine wunderbar entspannte und zugleich tiefsinnige CD mit dem bezeichnenden Titel „still“ ein. Die Verwurzelung in der alpinen Volksmusik ist in Christof Dienzs Kompositionen nachvollziehbar. Doch weit darüber hinaus gibt es in den vielfältig zusammen gestellten Werken viel Überraschendes, eine poetische Melancholie sowie eine feine Brise Humor zu entdecken.

Mit den Musikerinnen Catherine Aglibut (Violine), Margret Köll (Tripelharfe), Alexandra Dienz (Kontrabass) sowie den Musikern Michael Öttl (Gitarre), Walter Seebacher (Klarinette und Hackbrett), Andreas Lackner (Trompete, Flügelhorn), Charlie Fischer (Hölzernes G’lachter, Drum-Set) konnte Christof Dienz (Fagott, Zither) aus dem Vollen schöpfen. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich alle sowohl in der Szene der Alten Musik als auch in der Zeitgenössischen Musik etabliert. Diese Meisterschaft der Spielarten und -techniken sowie die musikalisch vielseitigen Ausdrucksformen kristallisieren sich in jedem einzelnen Werk auf dem Tonträger heraus. Bereichert wird die Musik durch das außergewöhnliche Instrumentarium, wie das Hölzerne G’lachter, Weinflaschen oder das Haimophon, das sind spezielle Röhrenglocken.

Kompositorisch hat Christof Dienz weit über den Tellerrand hinausgeschaut. Geistreich kommen sich in „Nah am Bach“ oder „Wir brennen“ barocke und alpine Spielarten nahe und gehen ungewöhnliche Verbindungen mit minimalistischen musikalischen Mustern ein. Romantisch fein gemalte Klanglandschaften nehmen unter anderem in der „Unendlichen Ballade“ viel Raum ein. Bilderreiche, ständig variierende Ton- und Rhythmusmuster lenken in „Frisch wie Feuer“ die Aufmerksamkeit auf sich und der ekstatische „Veitstanz“ belebt die Sinne. Die persönliche Nähe zu jenen Menschen, denen Christof Dienz ein musikalisches Andenken gesetzt hat, ist spürbar in „Für Hilda“ und besonders eindrücklich im Lied „Gehen Sehen“, gesungen vom Countertenor Carlos Mena.

Mit dem Album „still“ ist den „Knoedeln“ ein besonderer Spagat gelungen. Die Musik kommt bewundernswert unaufgeregt und leichtfüßig daher. Wer sich tiefer auf die charakteristischen Feinheiten einlassen möchte, die jedes der hier versammelten Werke zusammenhalten, taucht ein in ein fantasiereiches musikalisches Kaleidoskop.

Stilvoll und informativ sind überdies das Cover und das Booklet zur CD gestaltet. Erschienen bei col legno, music GmbH, Vienna 2019.