Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 13. Jul 2010 · CD-Tipp

Karen Elson: The Ghost Who Walks

Kann jemand, der für die renommiertesten Modehäuser über den Laufsteg trippelt, auch als ernst zu nehmende Singersongwriterin durchgehen? Und kann frau sich musikalisch selbstverwirklichen, wenn ihr Produzent und Ehemann kein Geringerer ist als White Stripes-Raconteurs-Dead Weather-Zampano Jack White? Ja, klar, wenn sie Karen Elson heißt.

Denn die rothaarige Schönheit ist offensichtlich ein echtes Multitalent, das den guten Jack die Trommeln rühren lässt und ansonsten ihre musikalischen Wege geht. Elson hat das Dutzend Songs selber geschrieben, sie sozusagen für ihre ausdrucksstarke Stimme maßgeschneidert. Sie taucht tief in die amerikanische Musikgeschichte ein und taucht mit Country, Folk, Bluegrass, Vaudeville, Honky Tonk Piano, Blues, Psychedelisches und Reminiszenzen an die „Doors“ wieder auf. Viele Songs sind in eine morbide Stimmung getaucht, Verwunschenes, Albtraumhaftes, das manchmal ein bisschen an die Filme von David Lynch erinnert, oder vom Moritatencharakter her an Nick Cave/Kylie Minogues „Where the Wild Roses Grow“. Das lässt einem auf angenehme Art das Blut in den Adern gefrieren. Was Karen Elson wirklich kann, merkt man nicht zuletzt in jenen Passagen, in denen sie völlig minimalistisch ihre hypnotisierende Stimme ausschließlich mit der Akustikgitarre begleitet. Und dass sie ihre erste musikalische Öffentlichkeitsarbeit mit der New Yorker Citizens Band im Rahmen der Anti-Bush-Bewegung geleistet hat, macht sie außerdem sympathisch.

(XL Recordings/Vertrieb: Edel/Rottensteiner)