Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 06. Jul 2010 · CD-Tipp

Paul Motian Trio: Lost In A Dream

„Lost In A Dream“, letztes Jahr im New Yorker Village Vanguard live aufgenommen, ist über weite Strecken eine wunderschöne Balladenscheibe. Außer Irving Berlins „Be Careful It’s My Heart“ stammen alle Nummern aus der Feder des mittlerweile 79-jährigen Drummers, wobei Paul Motians Spiel- und Kompositionsweise sehr miteinander korrespondieren.

Vieles ist nur hingetupft, zart angedeutet, er spart viel aus, lässt viel Raum und treibt die Dinge dennoch konsequent und mit einem großen Gefühl für Ästhetik voran. Einige der Kompositionen hat er schon auf älteren Alben in völlig anderen Besetzungen veröffentlicht, im Vergleich wird offensichtlich, wie viel Spielraum Paul Motian seinen jeweiligen Mitmusikern lässt. Langzeit-Partner Chris Potter wurde in jungen Jahren sozusagen von Motian im Jazz sozialisiert und versteht es, auf die musikalischen Intentionen des Meisters blind einzugehen. Er ist sicherlich einer der komplettesten Tenorsaxophonisten der Gegenwart und hat in der Dave Holland Band und mit eigenen Projekten schon Grandioses abgeliefert, dennoch hat man ihn kaum einmal intensiver, konzentrierter und ausdrucksstärker erlebt als in diesem Trio. Der unkonventionelle Pianist Jason Moran ist der Dritte im Bunde, kommt aus der Thelonious Monk-Don Pullen-Ecke, beschreitet stilistisch aber einen sehr eigenständigen Weg. Während er sich bei den Balladen von seiner dezenten, aber wirkungsvollen Seite zeigt, kann er sich bei den drei eher freien und explosiveren Stücken „Ten“, „Drum Music“ und „Abacus“ voll entfalten. Hier hören drei sehr intensiv aufeinander und praktizieren die hohe Kunst der musikalischen Kommunikation, dass es eine wahre Freude ist.

(ECM/Vertrieb: Lotus Records)