Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 18. Jän 2016 · CD-Tipp

Food: This is not a Miracle

Wo Food draufsteht, ist auch Food drinnen - wenngleich der norwegische Drummer und Perkussionist Thomas Strønen und der englische Saxophonist Iain Bellamy auf ihrem siebten – dem dritten bei ECM erschienenen – Album nach 17 Jahren doch völlig neue kreative Prozesse ausprobiert haben. Gemeinsam mit dem österreichischen Gitarristen Christian Fennesz, der seit fünf Jahren an den experimentellen Eskapaden des Duos beteiligt ist und dessen Vorliebe für gepflegt-effektvolle Elektronik ebenfalls teilt, ging man ins Osloer Studio des renommierten Toningenieurs Ulf Holand.

Während man früher gemeinsam Stücke beim Spielen sozusagen mit einem offenen Ausgang entstehen ließ, ging man nun einen direkteren Weg und experimentierte gleich schon mit strukturellen Ideen, die Strønen mitbrachte. Dieses innerhalb von drei Tagen entstandene Ausgansmaterial bearbeitete der exzellente Rhythmiker dann fünf Monate lange in seinem eigenen Studio auf ziemlich radikale Weise: „Nur die Grooves blieben unberührt. Alles andere wurde auseinandergerissen und herumgeschoben. Ich habe in Iains Saxophonspiel und in die Gitarrenphrasen eingegriffen. Manchmal habe ich Fragmente aus den Melodien von Iain und Christian genommen und sie geloopt, oder ich habe Details aus drei oder vier Stücken genommen und sie in einem Stück zusammengeschichtet oder aus der Kombination von Phrasen neue Melodien entstehen lassen. Das unterscheidet sich sehr von unserer bisherigen Arbeitsweise, mit dem Resultat, dass die Tracks eher nach Melodien als nach improvisierten Stücken klingen.“ Tatsächlich wirkt die mitunter hypnotisch wirkende Mischung aus kraftvollen Grooves und nordisch geprägten und elektronisch verfremdeten Stimmungen perfekt auf den Punkt gebracht. Und während die früheren Food-Platten zumeist aus Livestücken entstanden, musste das Trio nun die von Thomas Strønen zusammengemixten elf Titel ausführlich proben, um sie auch live aufführen zu können. Man spielte also ein bisschen verkehrte Welt, die aber wunderbar funktioniert.

(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)